
Der Tod beendet ein Leben, jedoch nicht die Liebe
Durch den Trennungsschmerz hin zu neuer Lebensenergie
Einige Menschen fühlen sich jedoch wie in der Trauer gefangen und fühlen sich von der Trauer wie außer Gefecht gesetzt. Sie konzentrieren sich stark auf den Verlust und sehnen sich nach einem Wiedersehen mit dem Verstorbenen, während das eigene Selbstbewusstsein und das Wissen um einen eigenen Platz in dieser Welt verloren gehen kann. Sie können eine sogenannte anhaltende Trauerstörung entwickeln. So wird ein Syndrom bezeichnet, wenn der Trauernde eine ganze Reihe Symptome entwickelt. Sie wird in Betracht gezogen, wenn das Ausmaß des Leidens über den Verlust eines Menschen sehr extrem, sehr intensiv, (über Jahre) anhaltend und lebensbehindernd ist. Die betroffenen Menschen leiden unter chronischem Schmerz und fühlen sich nicht mehr als dieselbe Person. Andere Menschen fühlen sich nicht in der Lage, die Trauer zu fühlen, die Trauer zu leben und fühlen sich emotional wie taub. Sie können ein geringes Selbstwertgefühl entwickeln und/oder koppeln sich emotional von anderen ab. Einige Menschen entwickeln Schwierigkeiten, den Verlust zu akzeptieren, fühlen Bitterkeit oder auch die Unfähigkeit, anderen zu vertrauen. Die anhaltende Trauerstörung kann eine ernsthafte Identitätsverwirrung auslösen und sich langfristig negativ auf die psychosoziale Gesundheit auswirken. Die Entwicklung einer anhaltenden Trauerstörung ist relativ selten. Aber besonders gefährdet sind Menschen, wo der Tod plötzlich oder zur Unzeit in ihr Leben eintrat. Oder, wenn der Tod als vermeidbar angesehen wird oder mit Schuldgefühlen einhergeht. Oder der Tod mit grausamer Gewalt einherging und/oder man sich nicht verabschieden konnte. In einer Therapie wird der trauernde Mensch mitfühlend auf dem Weg durch den Schmerz hin zu neuer Lebensenergie begleitet. Dabei können meist verschiedene Phasen durchlaufen werden, die von „den Tod und die Trauergefühle nicht wahrnehmen können“ oder „völlig von Trauer überwältigt sein“, über „Ablehnung und Hadern“ bis hin zum allmählichen „Begreifen und Annehmen der Realität“ gehen können. Die betroffenen Menschen lernen, sich immer wieder zu stabilisieren. Das heißt, wie sie durch einen individuellen „seelischen Notfallkoffer“ den Trennungsschmerz besser ertragen können. Trauerarbeit ist Rückschau und Suche nach positiven Erinnerungen, wodurch man sich mit dem geliebten Menschen verbunden hat. Der betroffene Mensch ist nicht mehr in ständiger Aufruhr, wenn die Trauer den verstorbenen Menschen wiedergefunden hat und ein innerer Dialog mit dem Verstorbenen möglich ist. Durch solche Ressourcen gestärkt, kann sich der trauernde Mensch auch mit traumatisierenden Ereignissen oder stark belastenden Bilder etc. konfrontieren und verarbeiten. Nach und nach kann sich so die Fähigkeit entwickeln, mit dem Tod eines geliebten Menschen leben zu lernen und die Hoffnung auf ein zukünftiges Glü ck kann wieder keimen.