
Heilung ist grundsätzlich möglich
Eine seelische sowie körperliche Verletzung mit Nachwirkungen
Ein Trauma wird durch stresserzeugte Ereignisse verursacht, die sich außerhalb normaler menschlicher Erfahrung bewegen und die auf fast jeden Menschen stark belastend wirken. Natürlich ist es nicht einfach, zu definieren, was außerhalb des Spektrums normaler menschlicher Erfahrung liegt. Unfälle, Krankheiten und chirurgische Operationen sehen manche Menschen nicht als außerhalb normaler menschlicher Erfahrung liegend an. Dennoch wirken diese häufig traumatisierend. Auch Gewalt und sexueller Missbrauch kommen leider nicht selten vor – obwohl sie traumatisieren, weiß man zu wenig über diese traumatisierenden Vorgänge. Trauma-Symptome entstehen meistens durch instinktive Reaktionen, die häufig schwer zu erkennen sind. Es kommt darauf an, dass wir wissen, wie sich ein Trauma anfühlt. Ein Trauma erzeugt eine unverwechselbare Empfindung, die man nie mehr vergisst. Die Wurzeln des Traumas liegen im instinktiven Teil unserer Existenz, die stark an unseren Körper gebunden ist. Wir finden den Schlüssel zur Heilung sowohl in unserem Körper als auch in unserem Geist. Die Heilung eines Traumas ist ein natürlicher Vorgang, der durch ein inneres Gewahrwerden des Körpers in Gang gesetzt werden kann. Eine jahrelange psychotherapeutische Behandlung ist dabei nicht erforderlich. Posttraumatische Symptome sind im Grunde durch Angst unterbrochene physiologische Reaktionen, sagt der Wissenschaftler Peter Levine. Symptome, die als Reaktionen auf lebensbedrohliche Situationen entstanden sind, bleiben so lange bestehen, bis die Prozesse, durch die sie sich entwickelt haben, zum Abschluss gebracht werden. Im Gegensatz zu Tieren, die eine traumatisch bedingte Erstarrungsreaktion gewöhnlich überwinden, geraten Menschen in einen Teufelskreis, durch den es zu einer fortwährenden Verschlimmerung der Symptome kommt. Mithilfe eines fachkundigen „Somatic Experiencing®“-Therapeuten kann diese Erstarrung gelöst werden. In den Trauma-Symptomen selbst sind die Energien und Potenziale enthalten, die wir für eine heilende Transformation brauchen. Wichtig ist die Erkenntnis, dass ein Trauma keine Krankheit, sondern eine Störung ist. Ein Trauma ruft eine biologische Reaktion hervor, die fließend bleiben muss, also nicht erstarren darf. Die Vergangenheit spielt keine Rolle, wenn wir lernen, in der Gegenwart präsent zu sein. Sowohl die Ursachen der Traumata als auch die Symptome sind vielfältig. Wichtig ist die Erkenntnis, dass wir nicht unser gesamtes Leben unter den Nachwirkungen zu leiden brauchen. Traumata können geheilt werden. Sie lassen sich auflösen, wenn wir bereit sind, uns von unseren natürlichen Instinkten leiten zu lassen. Um dies zu erreichen, müssen wir uns auf eine neue Art selbst verstehen. Den meisten Menschen ist klar, dass sexueller und emotionaler Missbrauch sowie Gefahrenerlebnisse unser Leben tiefgreifend verändern können. Aber auch scheinbar harmlose Situationen können Traumata entstehen lassen. Die Auswirkungen eines Traumas können sich erst nach Jahren zeigen. Oft geschieht das plötzlich, ausgelöst durch ein anderes Ereignis. Dabei ist manchmal kein Hinweis auf die eigentliche Ursache zu erkennen. Beispiele für Situationen, die häufig Trauma-Symptome hervorrufen: – Geburtstrauma – Verlust eines Familienmitgliedes oder Haustiers – Krankheiten, hohes Fieber – körperliche Verletzungen – sexueller Missbrauch, Misshandlungen – bestimmte medizinische Behandlungen, Operationen – Miterleben von Gewalttätigkeiten gegen andere Erleben wir eine gefährliche Situation, entwickelt unser Organismus verstärkt Energie, um die Situation zu überstehen. Ist die Gefahr vorbei und die zusätzliche Energie wird nicht neutralisiert, verhält sich der Organismus, als bestünde die Gefahr weiterhin. Das Nervensystem wird weiter stimuliert. So entstehen dauerhaft belastende Trauma-Symptome. Dem Nervensystem fehlt die Gelegenheit zu einer effektiven Reaktion. Gelingt dem Nervensystem nicht, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen, kompensiert der Organismus seinen Erregungszustand durch Trauma-Symptome, die auch nachträglich auftreten können. Beispiele für solche Symptome: – Angstzustände, Panikanfälle – Hyperaktivität – nächtliches Erschrecken, Schlafstörungen – häufiges Weinen – extreme Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen – extreme Stimmungsschwankungen – Rückenprobleme, Störungen des Verdauungssystems – Unfähigkeit, dauerhafte Beziehungen zu anderen Menschen zu entwickeln Die Heilung eines Traumas braucht Zeit. Bevor die Genesung einsetzt, kann der Traumatisierende schmerzhafte Augenblicke erleben. Zunächst müssen wir uns mit dem ganzheitlichen inneren Empfinden verbinden. So sind wir in der Lage, die dysfunktionale Verbindung zwischen Erregung und Angst aufzulösen. Wenn es uns gelingt, ein Trauma aufzulösen, tritt in unserem Leben eine grundlegende Veränderung ein. Das Nervensystem pendelt zwischen Immobilität und frei fließender Bewegung. Durch die Transformation erlangt das Nervensystem seine Selbstregulierung zurück. Wir sind wieder in der Lage, uns über die Niederungen des Alltags zu erheben. Oft erlangen wir auf diese Weise eine größere Selbstsicherheit. Unsere Erfahrungen werden zunehmend vom Vertrauen statt von Angst geprägt. Transformation bewirkt Veränderung. Wir erlernen das Gefühl, Meister unserer Situation zu sein. Wir lernen die natürlichen Selbstheilungsgesetze unseres Körpers kennen und profitieren davon.