Aus der Achterbahn der Gefühle aussteigen
Innere Treiber erkennen und eigenen Leidensdruck gezielt reduzieren
Allgemein betrachtet lässt sich von keinem Gefühl sagen, ob es richtig oder falsch ist. Sind Emotionen jedoch situationsunangemessen oder unangemessen stark, kann daraus ein Leidensdruck entstehen. Der Zugang zu den eigenen Emotionen lässt sich mit Geduld und eigenen Herangehensweisen finden. Oftmals funktioniert dies über die körperlichen Reaktionen, die primär wahrgenommen werden, da viele Menschen es nicht gelernt bzw. es verlernt haben, ihren Gefühlen Aufmerksamkeit zu schenken. Doch wodurch wird ein Gefühl ausgelöst? Woher kommen die Emotionen, die vermeintlich plötzlich das Rumoren im Magen, starkes Herzklopfen, Schwindel, Schlafstörungen u.v.m. auslösen können? Diese körperlichen Reaktionen sind eine Reaktion auf unsere Gefühle. Gefühle, die oftmals nicht wahrgenommen werden. Sie beeinflussen unser Handeln und lösen wiederkehrende Ereignisse bzw. denselben Umgang mit diesen aus. Während einige Menschen darunter leiden, zu wenig Zugang zu den eigenen Emotionen zu haben, sehen sich andere leicht überschwemmt von zu viel Gefühl, werden bei geringen Anlässen wütend oder verlieren sich in gedanklichen Katastrophen. Grundsätzlich regulieren Emotionen Vorgänge im Körper, die uns in Bereitschaft setzen, optimal zu handeln: Ein laut gerufenes „Stopp“ aktiviert uns erst einmal, stehen zu bleiben. Dieses läuft vermeintlich spontan, jedoch unbewusst ab. Ein ängstlicher Beifahrer beispielsweise bremst unwillkürlich mit, wenn er neben einem forschen Fahrer sitzt. Hier ist das Denken bewusster, da der Beifahrer sich gedanklich in eine Gefahrensituation versetzt hat und demzufolge handelt. Unbewusst ablaufende Denkmuster lassen sich mit Hilfe des Psychotherapeuten aufdecken, um so langfristig aus der Achterbahn der Gefühle auszusteigen bzw. situationsangemessene Emotionen und Verhaltensweisen zu zeigen – und demzufolge den eigenen Leidensdruck zu reduzieren. Hier ist es hilfreich, die Selbstwahrnehmung zu vertiefen. Achtsames Wahrnehmen bedeutet nicht, Gefühle oder körperliche Reaktionen zu beobachten, sondern zu wissen, dass wir aufgrund unserer Gedanken emotionale und körperliche Reaktionen zeigen. All` die wertvollen Signale, die unser Körper uns sendet, anzunehmen und nicht als Gefahr, sondern als Hilfe zu deuten, um so in die gedankliche Veränderung zu kommen. Zu spüren, wie wir uns selbst bewerten, verurteilen, in die Enge treiben und ebenso zu erkennen, in welchen Situationen wir uns wohl und frei fühlen. Nehmen wir uns aktiv wahr, können wir in die Veränderung kommen, da wir uns dem unbewussten Denken inklusive daraus resultierender Emotionen und Handlungen nicht mehr ausgeliefert sehen. Dies bereichert unser Leben, da wir aktiv „Herr“ über unsere Gefühle sind. Etwas, was man gelernt hat, lässt sich auch wieder verlernen. Erlerntes, eventuell geprägt durch Erfahrung und Erziehung, muss also nicht zwingend in der Gegenwart und Zukunft aufrechterhalten werden, wenn es einen Leidensdruck zur Folge hat.