Gedankenspiralen durchbrechen
Die Veränderung der inneren Wahrnehmung
Viele Menschen setzen sich gedanklich eher mit einem negativen Ausgang bestimmter Situationen als mit der positiven Variante auseinander. Dieses kann sowohl die Angst vor einer Prüfung, vor Erkrankung, Fehler zu machen (nicht perfekt zu sein), Angst vor Ablehnung sein. Wird jedoch die Ausgangssituation bzw. der erste Gedanke in dieser Situation bewusst sachlich betrachtet und die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens der befürchteten „Katastrophe“ beleuchtet, gibt es die 50 %ige Möglichkeit des positiven Ausgangs. Diese positive Seite wahr- und anzunehmen, hätte eine innere Kraft und Eigenmotivation zur Folge. Auch die Strategie „ich denke sicherheitshalber negativ, dann bin ich letzten Endes nicht so enttäuscht/schon einmal vorgewarnt“ hat emotionale Turbulenzen zur Folge. Die gedankliche Auseinandersetzung mit der negativen Variante lässt kaum Alternativen zu, ein Leidensdruck stellt sich ein. „Was wäre wenn“-Gedanken werden demzufolge oft schon als eingetreten bewertet, so dass weitere Angstgedanken die Folge sein können. Auch eine daraus resultierende körperliche Symptomatik bestärkt die individuellen Denkweisen. Hieraus kann leicht ein Teufelskreis entstehen, aus dem es vermeintlich kein Entkommen gibt. Mit Hilfe der kognitiven Verhaltenstherapie können diese Denkmuster jedoch bewusst gemacht und durchbrochen werden. So reduziert sich der Leidensdruck des Einzelnen und ein insgesamt zufriedeneres (Selbst)Erleben ist die Folge. Pauschale Urteile, wie „Ich bin mit dem falschen Fuß aufgestanden, nun ist der ganze Tag schlecht“, lassen kaum einen Blick auf Ausnahmen zu. War definitiv der ganze Tag schlecht – gab es evtl. auch Ausnahmen? Ebenso verhält es sich mit der Erwartungshaltung an sich selbst, perfekt sein zu müssen, keine Fehler zu dulden. Auch hier werden „Fehler“ als sehr mächtig bewertet, ohne sich die Frage zu stellen, ob es einen Menschen gibt, der noch nie einen Fehler gemacht hat. Die Abwertung durch sich selbst setzt ein, ein „innerer Druck“ entsteht oftmals ebenso wie der Eindruck ständig unter Strom zu stehen, ein Hamster im Laufrad zu sein. Auch die befürchtete Ablehnung durch andere mit der Kopplung des Selbstwertes an die Bewertung der eigenen Person durch Mitmenschen kann ähnliche emotionale Turbulenzen zur Folge haben. Hier wird sich selten bewusst gemacht, ob andere Personen unweigerlich negativ von einem denken, oder ob es auch Alternativen gibt. Muss die Befürchtung so eintreffen? Was könnte noch geschehen? Gibt es noch andere Sichtweisen? – dies mit Hilfe des Psychotherapeuten zu durchbrechen, hat oftmals eine Akzeptanz des eigenen Selbst zur Folge bzw. lässt den Blick auf positive Varianten zu. Somit werden irrationale Befürchtungen bewusst, situationsangemessene Denk-, Gefühls- und Verhaltensweisen können in den Alltag integriert werden. In dem Bewusstsein, dass Angstgefühle durch Angstgedanken genährt werden oder Ärger ärgerliches Denken benötigt, um zu wachsen, können die Gedanken, die die Gefühle begleiten, wahrgenommen werden. Unangenehme Emotionen nicht mit unangenehmen Gedanken zu verstärken, kann ein erster Schritt in die Veränderung sein. Gefühle nicht von vornherein ablehnen, sie sich nicht verbieten, da sonst leicht ein innerer Konflikt entstehen kann, sondern sie sich bewusst machen. Z.B. ist die Angst in einer bestimmten Situation angemessen – nur die Intensität nicht? Wäre evtl. Sorge – also eine geringere Angst – angemessener? Um dies für sich zu diffenzieren, sollte zunächst eine vorurteilsfreie Erkennung des eigenen Gefühls, der eigenen Gedanken, bestehen. Werden die inneren Prozesse wahrgenommen, besteht die Möglichkeit der eigenen Entscheidung, diese beizubehalten oder zu verändern.