Mit kleinen Schrauben zu neuem Zahnersatz
3-D-Kieferknochenaufbau oder Distraktion
Bei vielen Patienten kommt es im Laufe der Zeit nach Zahnverlust, z.B. durch die weit verbreitete Parodontitis, zu massivem Abbau des Kieferknochens und des umliegenden Zahnfleisches. Dies gefährdet nicht nur die noch vorhandenen Zähne durch Überlastung, sondern erschwert auch die Wahl des optimalen Zahnersatzes, weil sich eine feste Verankerung der Implantate mangels Masse schwierig gestaltet oder sogar unmöglich ist. Deshalb benötigen diese Patienten einen Kieferknochenaufbau, jedoch eignen sich konventionelle Knochenersatztechniken häufig nicht wenn zu wenig eigenes Knochenmaterial als Basis im Kiefer vorhanden ist und somit der konventionelle Knochenaufbau möglicherweise nicht anwachsen kann. Insbesondere bei massivem Verlust an Knochensubstanz ist es nicht einfach, die ursprüngliche Knochenkontur dreidimensional zu rekonstruieren. Als Lösungsansatz in sehr komplexen Fällen können z.B. ein sogenannter 3-D-Aufbau mit Tunneltechnik oder das sogenannte Distraktionsverfahren sein, um Betroffenen wieder ein schönes Lächeln zu zaubern. Um die verloren gegangene dreidimensionale Kieferkontur und damit Platz für Implantatschrauben wiederherzustellen können feine Knochenplatten, die dem Patienten aus dem Kieferwinkel entnommen werden, mit kleinen Knochenschrauben unterhalb des Zahnfleisches (dem Tunnel) fixiert werden. Es entsteht dabei ein dreidimensionales Gehäuse aus zwei bis drei dünnen, aber sehr festen Knochenplatten, in dem sich innerhalb weniger Monate die alte Knochenkontur neu bildet. Diese Technik setzt voraus, dass das Zahnfleisch in diesem Bereich eine ausreichende Dicke hat, damit es für die Tunnelierung geeignet ist. Wenn sowohl der Knochen als auch das Zahnfleisch sich massiv abgebaut haben kann u.U. auf die sogenannte Distraktionstechnik zurückgegriffen werden. Bei der Distraktion unterscheiden Chirurgen zwischen zwei Kieferteilen: dem stationären und dem mobilen Segment. Mithilfe einer Distraktionsschraube lassen sich diese beiden Teile nach einer sogenannten Osteotomie, also einer chirurgischen Trennung des Knochens, auseinanderziehen. Durch den natürlichen Heilungsprozess entsteht dazwischen neues Knochengewebe, auch Kallus genannt, und sogar die umliegenden Weichteile, wie beispielsweise das Zahnfleisch, wachsen nach. Im weiteren Verlauf verfestigt sich dieser Knochen, bis er so stark wie der restliche Kiefer ist. Bei dem rund einstündigen Eingriff setzt der Zahnarzt unter Vollnarkose die Distraktionsapparatur ein. Aus dem Zahnfleisch schaut anschließend eine kleine Drehschraube heraus, die der Patient einmal täglich selber nachzieht. In einem Zeitraum von rund acht bis zwölf Wochen bildet sich auf diese Weise eine bis zu ein Zentimeter dicke Knochenschicht. Nachdem sich genug Zellmaterial gebildet hat, lässt sich die Distraktionsschraube entfernen und Implantate setzen. Ohne körperfremde Materialien findet bei diesen beiden Techniken eine tatsächliche Neubildung des verlorenen Knochens und bei der Distraktion ebenso des umliegenden Zahnfleisches gleichzeitig statt, wodurch eine bessere Ausgangssituation und eine längere Lebensdauer des Implantat-Zahnersatzes ermöglicht werden.
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