Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland mehr als 10 000 Menschen das Leben. Die Zahl der Suizidversuche liegt um das zehn- bis 15-fache höher. Aus Anlass des Welt-Suizid-Präventionstages wirft Lisa Schnelten, Heilpraktikerin für Psychotherapie aus Oldenburg, einen differenzierten Blick auf das Thema „Freitod“.

Aus Sicht der Medizin sind die meisten Suizide beziehungsweise Suizid-Versuche Symptome einer psychischen Störung, sagt die Fachfrau. Aus ihrer praktischen Arbeit heraus hält sie persönlich diese Aussage aber für „sehr pauschal“: „Wenn jemand mit Mitte 50 seinen Arbeitsplatz verliert, keinen neuen Job findet, sozial abrutscht und die Familie zu zerbrechen droht, kann das so belastend und buchstäblich unerträglich sein, dass der Suizid als einziger Ausweg erscheint. Dass sich in so einem Fall eine depressive Verstimmung entwickelt, ist kein Wunder. Aber von einer Depression als Auslöser der Selbsttötung zu sprechen, halte ich für gewagt.“

Zwar spielten Depressionen, bipolare Störungen oder psychische Folgen von Suchterkrankungen eine große Rolle. Doch seien auch Trennungen, der wirtschaftliche Ruin oder ein Leben mit absehbar nicht mehr endenden Schmerzen Auslöser für Selbsttötungen. „Außerdem“, so Lisa Schnelten, steigt die Zahl der Suizide im Alter deutlich an. Ursachen sind nicht nur Krankheiten, sondern oft auch Einsamkeit und Lebensüberdruss.“

Lisa Schnelten ist überzeugt, dass sich die allermeisten Suizide vermeiden ließen – würde rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch genommen. „Kaum eine Selbsttötung erfolgt spontan. Im Gegenteil entwickelt sich der Betroffene meist allmählich in diese Richtung. Der Gedanke an einen Suizid wird immer konkreter und verliert zunehmend an Schrecken.“ Zugleich entwickele sich eine Art „Tunnelblick“: Es macht alles keinen Sinn mehr, doch der Freitod würde dem Kummer ein Ende bereiten. Einmal gefasst, wirkt der Entschluss zum Suizid entlastend. „In dieser Phase, kurz vor der Selbsttötung, wirken viele spätere Suizidenten regelrecht aufgeräumt.“Das Tückische an einer Entwicklung hin zur Selbsttötung sei die aus Sicht vieler Betroffener objektiv vorhandene Ausweglosigkeit. „Der Betroffene ist nicht mehr empfänglich für Positives. Er sieht keine Chancen mehr. Und er fühlt sich von seinem Umfeld nicht verstanden. Je länger das dauert, desto schlimmer wird es.“Entscheidend sei also, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Ob sich schleichend eine Lebensunlust entwickelt oder ob das Leben plötzlich aus der Bahn geworfen wird – der Betroffene sollte sehr zeitig einen Profi aufsuchen.“

Während man auf einen Termin beim niedergelassenen Psychologen oder Psychotherapeuten viele Monate warten muss, sind die Wartezeiten bei Freien Psychotherapeuten und entsprechend spezialisierten Heilpraktikern meist überschaubar. In jedem Fall bekommt man dort Hilfe, sich zu sortieren. Dies kann verhindern, dass man nach und nach in ein dunkles Loch rutscht und sie verfügen über effektive Instrumente, um zu helfen.

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