Auch alte Wunden können heilen!
Die Seele sehnt sich nach der Befreiung von Verletzungen
Denn in den ersten Jahren des Erwachsen-Seins ist das Leben auf das Erreichen grundlegender Ziele ausgerichtet. Ist diese Phase abgeschlossen, kommt es bei vielen Menschen zu psychischen Auffälligkeiten. Depressionen und Angststörungen entstehen auffallend häufig bei Menschen zwischen 30 und 35 Jahren. Das Leben hat sich stabilisiert, alles läuft mehr oder weniger solide, die Seele hat wieder Kapazitäten – und versucht schmerzende, alte Geschichten zu verarbeiten. Eine zweite Häufung im Auftreten psychischer Störungen liegt in den mittleren 50er Jahren des Menschen. Wieder herrscht eher Ruhe im Leben – und das gibt der Psyche aufs Neue die Gelegenheit, die symbolische Tiefkühltruhe der Seele zu öffnen und mit den Teilen darin zu hantieren und aufzuräumen. Der Mensch hat das Bedürfnis zu heilen, d.h. alles Geschehene möchte integriert sein. Denn ganz sicher funktioniert die Tiefkühltruhe irgendwann nicht mehr richtig – spätestens am Lebensende, und das ist wohl der ungünstigste Zeitpunkt dafür. Dann ist dem Menschen bewusst, dass seine Zeit abläuft. Egal, welche Fragen sich stellen – nun ist es zu spät. Und: Parallel zur Lebenskraft schwindet auch die psychische Kraft. Um im Bild zu bleiben: Die Tiefkühltruhe hält nicht mehr dicht. Sie taut und der Inhalt fängt an zu müffeln. Das könnte sich für die Betroffenen dramatisch auswirken. Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen mit nicht verarbeiteten Traumata deutlich häufiger schwer erkranken und früher sterben. Bei Menschen, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt haben, gab und gibt es besonders viele Fälle von schweren Abhängigkeiten im Alter und auffällig viele Alters-Suizide. Traumata entstehen aber nicht nur im Krieg, sondern auch auf privaten Kriegsschauplätzen z.B. in der Familie, bei Überfällen, Unfällen, Operationen, Verlust eines lieben Menschen oder andere Schicksalsschläge. Im eigenen Interesse ist der einzelne Mensch eingeladen, traumatische Erlebnisse aktiv zu verarbeiten – gegebenenfalls mit Unterstützung geeigneter therapeutischer Fachkräfte.