
Was tun, wenn Eltern nur noch streiten?
Erlebnisse, die zu seeli schen Verletzungen des Kindes führen können. Erinnerungen und Bilder, die zeitlebens begleiten können. Eltern lieben ihr Kind, Kin der lieben ihre Eltern. Und doch sind solche oder ähnlich belastende, über Jahre stattfindende Szenarien, keine Seltenheit. Ohne es zu wissen, ohne Absicht der Eltern noch der Kinder passieren Situationen, die nachhaltige Folgen haben können. Getreu dem Wortlaut: „die Zelle vergisst nichts“, welches doch eher auf körperlicher Ebene einzusortieren ist, gilt es ebenso für die Psyche. So manches Erlebtes wird „in den Keller“ verbannt, aus psychologischer Sicht im Unbewussten abgespeichert. Jedes Kind lebt aus und mit seiner sozialen Interaktion, in seinem individuellem Empfinden und Verarbeiten seiner Erlebnisse. So kommt es vor, dass innerhalb einer Familie mit mehreren Kindern und somit gleichen Lebensumständen unterschiedliche Thematiken während des Heranwachsens entstehen. Mangelndes Selbstwertgefühl, latente Aggressionen, Unsicherheit, Angstzustände oder andere psychische Störungen können nachhaltig folgen. Fehlt von Seiten des Elternhauses Sicherheit ist Vertrauen in Frage gestellt. Für den Moment des Erlebens, wenn es Mama oder Papa schlecht geht, fühlt jedes Kind durch Liebe und Verbundenheit mit ihnen. Ob es sich im Einzelfall um ein einmaliges Geschehen oder um eine dauerhafte familiäre Krisensituation handelt, ist ebenfalls ursächlich relevant. Ist das Kind mit seinem seelischen Schmerz auf sich alleine gestellt, benutzt es je nach seiner persönlichen Widerstandsfähigkeit unbewusst eigene innere Mechanismen, die ein Bewältigen seines Schmerzes möglich machen. Diese werden als Mittel zum Zweck zu Wegweisern seines Lebens. Die Bandbreite der folgenden Symptomatik ist groß und bringt Fragen wie: „Warum gerate ich immer wieder in diese oder jene Lebensumstände?“ oder „Was ist mit mir los, eigentlich muss es mir doch gut gehen?“ mit sich. Jahre der eingeschränkten Lebensfreude, Zeiten der Suche und des Zweifelns, vage lässt sich erahnen, dass es bei Streitereien und Energieräuberei weder einen Sieger noch Verlierer gibt. In Wahrheit gibt es immer nur drei Sieger oder drei Verlierer: Mama, Papa und! Kind. Denken Sie doch bitte jetzt einmal an das Läuten einer Kirchenglocke – können Sie sie hören? Welche Emotionen nehmen Sie bei sich wahr? Geht es Ihrem Sitznachbarn ebenso? Sicherlich stellen Sie Unterschiedlichkeiten fest und darüber hinaus, dass es kein richtig oder falsch, sondern nur dieses „anders“ gibt. Eines aber haben alle: Erinnerungen. Jede Mutter, jeder Vater, jede Tochter, jeder Sohn – jeder hat (s)eine aus der sie/er heute denkt, fühlt und handelt. Und wer sie mit jemandem teilt ist nicht mehr alleine. Sei es das Elternpaar, das sich ihrem mitfühlenden Kind liebevoll zuwendet und es dadurch (be)schützt oder seien es die Elternteile, die sich in zielführende beratende Gespräche begeben. Zwar können wir nichts aus unserem Leben löschen, jedoch im offenen Umgang mit dem Erlebten den Blickwinkel darauf verändern. Akzeptieren wir die Wahrheit und erkennen an was ist, können neue Möglichkeiten entstehen.