Sehschwächen im Schlaf korrigieren
Scharfe Sicht am Tag durch spezielle Kontaktlinsen in der Nacht
Diese speziell angepassten Ortho-K-Linsen wirken während des Tragens gezielt und modellieren die Hornhaut über Nacht in einen für das Sehen optimierten Zustand – bei gezielter und regelmäßiger Anwendung mindestens 16 Stunden am Tag; in manchen Fällen kann der Effekt bis zu 48 Stunden anhalten. Durch die Wirkung hydrostatischer Kräfte ist es somit möglich, Kurzsichtigkeit bis -4,5 Dioptrin inklusive geringer Hornhautverkrümmung zu korrigieren. Nach Ende der Anwendung kehrt die Hornhaut innerhalb von ein bis zwei Tagen in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Zwar wird mit den Nachtlinsen die Korrektur des Sehfehlers herbeigeführt, doch zum Sehen werden die Linsen nicht benötigt. Dies führt zu besonderen Vorteilen z.B. bei der PC-Arbeit, bei ungünstigen Wettereinflüssen, bei trockener Luft, beim Sport (insbesondere Wassersport) oder auch bei Berufen in staubiger Umgebung. Zudem ist das Tragen der Linsen über Nacht überraschend komfortabel: die meisten Patienten spüren die Linsen bereits wenige Minuten nach dem Einsetzen nicht mehr, und ein Verlust der Kontaktlinse ist sehr unwahrscheinlich, da sie ja nur nachts beim Schlafen getragen wird. Des Weiteren sind Ortho-K-Linsen eine gesunde Form des Kontaktlinsentragens, da tagsüber das Auge immer mit optimal viel Sauerstoff und Nährstoffen durch den Tränenfilm versorgt wird. Ein weiterer Vorteil der Ortho-K-Linsen ist, dass sich die Veränderung der Hornhaut wieder rückgängig machen lässt. Bei Jugendlichen werden seit längerem Ortho-K-Linsen zur Stabilisierung der Sehleistung angepasst, um Kurzsichtigkeiten aufzuhalten, Progressionen zu verlangsamen und andere Fehlsichtigkeiten zu korrigieren. Da die Linsen die Augenoberfläche millimetergenau verformen, müssen sie sehr genau und individuell angepasst werden. Dies sollte ausschließlich bei einem Kontaktlinsenspezialisten mit fundierten Erfahrungen in der Anpassung von formstabilen Kontaktlinsen und Kenntnissen im Bereich der Orthokeratologie erfolgen. Zusätzlich setzt das Vermessen orthokeratologischer Kontaktlinsen eine spezielle Geräteausstattung (Topograph) voraus. Der Kontaktlinsenanpasser ermittelt nach einem Gespräch und einer ersten Untersuchung, ob die Anpassung von Ortho-K-Linsen möglich ist. Für die Anpassung wird dann die Krümmung der Hornhaut exakt vermessen und eine Ortho-K-Linse angefertigt. Während der ersten Tage, an denen die Nachtlinsen getragen werden, werden die Augen täglich kontrolliert. Normalerweise benötigt man vier bis sieben aufeinanderfolgende Nächte, in denen die Linsen getragen werden, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Es sollten die normalen Regeln im Umgang mit formstabilen Kontaktlinsen beachten werden. Der einzige Unterschied zu traditionellen Kontaktlinsen besteht in der Häufigkeit der Augenkontrollen: Nach der Eingewöhnungszeit sollten die Augen vierteljährlich kontrolliert werden. Autor des Beitrags: Martin Hornig, Dipl. Ing. Augenoptik (FH)