
Phänomen „Unruhige Beine“
Wenn Ruhe finden zur Qual wird Die Unruhe und Schmerzen in den Beinen stellen sich ausgerechnet zu einer Tageszeit ein, in der die Betroffenen zur Ruhe kommen wollen. An abendliche Entspannung oder Schlaf ist nicht zu denken. Instinktiv greifen viele in ihrer Verzweiflung zu Hausmitteln wie kalten Umschlägen, reiben ihre Beine mit kühlenden Gels ein oder duschen sie kalt ab. Doch die Linderung ist nur von kurzer Dauer. Und selbst im Schlaf geht das Gezappel bei vier von fünf Betroffenen weiter. Der ständig gestörte Nachtschlaf bleibt nicht ohne Folgen: Erschöpfung und Tagesmüdigkeit nehmen weiter zu, der Blutdruck kann ansteigen und das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen. Zudem nagen Unruhe und Erschöpfung an der Psyche. Und obwohl die Krankheit ihr Leben weitgehend bestimmt, zögern viele Betroffene, ihre Beschwerden einem Arzt zu schildern. Sie suchen die Ursachen bei sich selbst, halten sich für überempfindlich und schämen sich für ihr „Zipperlein“. Doch auch viele Ärzte sind mit dem Krankheitsbild nicht vertraut und es dauert oft Jahre, bis die Diagnose RLS gestellt wird. Die Gewissheit, dass sie an einer „echten“ Erkrankung leiden, bedeutet für die Betroffenen eine große Erleichterung – und zugleich die Aussicht auf ein Ende ihrer Qualen. Denn ein RLS lässt sich in der Regel erfolgreich behandeln. Unklare Ursachen – klare Behandlungsstrategie Doch was ist der Grund für die Unruhe und den Schmerz in den Beinen? Den genauen Ursachen ist die medizinische Wissenschaft bis heute nicht auf die Spur gekommen. Als gesichert gilt, dass eine Störung des Dopaminhaushalts im Gehirn die Beschwerden auslöst. Dopamin ist als Botenstoff unter anderem an der Steuerung von Körperbewegungen beteiligt. Zumindest verbessern sich die Beschwerden, wenn Betroffene dopaminerge Medikamente einnehmen, die – wenn auch viel höher dosiert – in der Parkinson-Therapie zum Einsatz kommen. Zunächst gilt es jedoch auszuschließen, dass andere Krankheiten die RLS-Symptome hervorrufen, zum Beispiel ein schwerer Eisenmangel, eine Nieren- oder Schilddrüsenerkrankung. In diesen Fällen steht die Behandlung der primären Erkrankung im Vordergrund. Ist eine solche Ursache ausgeschlossen, sprechen Mediziner von einem idiopathischen RLS, also einer Erkrankung ohne erkennbare Ursache. Nach heutigem Kenntnisstand spielt die Vererbung – oft über mehrere Generationen hinweg – dabei eine wichtige Rolle. Da eine Heilung im Sinne einer Ursachenbekämpfung nicht möglich ist, zielt die Behandlung auf die Kontrolle der Symptome ab. Medikamente zum Ausgleich des dopaminergen Gleichgewichts können die Beschwerden wirksam eindämmen. Deshalb müssen Patienten sich auf eine dauerhafte medikamentöse Therapie einstellen, ergänzt durch Maßnahmen, die Schlafqualität und Entspannung fördern. Betroffene fragen – Experten antworten Könnte es sich bei meinen Beschwerden um ein RLS handeln? An wen wende ich mich, um eine sichere Diagnose zu erhalten? Welche Medikamente gibt es und wirken sie auch auf lange Sicht zuverlässig? Welche Nebenwirkungen können auftreten? Welche Rolle spielt der Eisenspiegel? Was hilft noch, um wieder ruhig ein- und durchschlafen zu können? Alle Fragen rund um das Thema „Restless Legs Syndrom“ beantworten die Experten am Lesertelefon: • Priv.-Doz. Dr. med. Cornelius Bachmann; Facharzt für Neurologie, Chefarzt der Klinik für Neurologie an der Paracelsus-Klinik in Osnabrück, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der RLS e. V. – Deutsche Restless Legs Vereinigung • Lilo Habersack; Vorstandsvorsitzende der RLS e. V. – Deutsche Restless Legs Vereinigung, München • Dipl. med. Safi Hazzan; Facharzt für Neurologie, Kompetenzzentrum RLS und Beinschmerzen, Arbeits- und Organisationspsychologe M.A., Düsseldorf • Cosima Jastrow; RLS-Patientin und Patientenbotschafterin, Berlin • Dr. med. Ines Peglau M.A.; niedergelassene Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Schwerpunktpraxis RLS, Berlin Rufen Sie an! Am Donnerstag, den 20. September 2018 zwischen 12 und 16 Uhr. Der Anruf unter 0800 – 2 811 811 ist aus allen deutschen Netzen gebührenfrei.