„Alles fließt!“ - das klingt wie eine schon oft gehörte abgedroschene Phrase und scheint alles andere als eine neue Erkenntnis zu sein. Die Gegenstände unseres Alltags, unsere Lebensumstände und die Jahreszeiten sind genauso dem Wandel unterworfen wie unser eigener Körper, unsere Gedanken und Meinungen - selbst unsere Persönlichkeit. Jürgen Wiese Lisa Schnelten

Oft registrieren wir die kleinen, täglichen Schritte im Prozess des Lebens nicht und fühlen uns überfordert, wenn aufgrund fehlender Achtsamkeit eine große Veränderung scheinbar plötzlich und unerwartet eintritt: unsere Kinder beenden die Schule und beginnen mit der Berufsausbildung, Weihnachten ist plötzlich nur noch eine Woche entfernt und wir haben noch keine Geschenke für unsere Lieben und unsere Haare sind wohl von einem Tag auf den anderen grau geworden.

Den Gedanken an unser eigenes begrenztes Leben verdrängen wir sehr häufig. Viele von uns wollen nicht altern und schon gar nicht sterben. Das, von dem wir glauben, das es uns ausmacht, soll möglichst immer gleich bleiben. Wir verteidigen mit Vehemenz unseren Besitz, unseren gesellschaftlichen Ruf und unsere Meinung über die Welt, so als ob das alles überhaupt festgehalten werden könnte. Häufig versuchen wir, negativ empfundene Veränderungen zu stoppen, anstatt eine neutrale Haltung einzunehmen und zu akzeptieren, dass sie ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens sein können. Auf- und Abstieg, Annahme und Abgabe, Gewinnen und Verlieren, Leben und Sterben - zwischen diesen Polen vollzieht sich unser tägliches Leben in immer wiederkehrenden Kreisläufen.

Starke Sehnsucht nach Verbundenheit

Viele Menschen erleben sich heute im digitalen Zeitalter der globalen Vernetzung zunehmend fremd und getrennt von der Natur. Unser Alltag richtet sich nur noch selten nach den natürlichen Rhythmen, sondern meistens nach Vorgaben, die von außen an uns herangetragen werden. Deshalb fühlen viele von uns eine große Sehnsucht danach, wieder mit der Natur in Kontakt zu treten und sich wieder zu verbinden mit den Kreisläufen von Wachstum, Sterben und Erneuerung, um im alltäglichen Auf und Ab wieder einen Sinn und ein Ziel im Leben erkennen zu können. Entscheiden wir uns, den ständigen Veränderungen im Leben auf positive Weise zu begegnen, können wir in aller Offenheit und Annahme viel von der Natur lernen.

Im Auf- und Abstieg der Sonne im Jahresverlauf und den daraus entstehenden Jahreszeiten - Frühling, Sommer, Herbst und Winter - erleben wir ein Spiegelbild unseres Lebens mit all seinen Chancen, Herausforderungen und Notwendigkeiten.

Verbindung zum Jahreszyklus

Machen wir uns die Rhythmen der Natur mit Hilfe eines Jahreskreises bewusst, dann wird uns vor Augen geführt, dass lichte und dunkle Seiten einander immer abwechseln, weil sie die zwei Seiten der einen Sache sind, die wir Leben nennen. Nehmen wir zu den Kräften der Natur Kontakt auf, schaffen wir eine Verbindung zur eigenen Innenwelt und auch zur Außenwelt. Gehen wir in Resonanz mit der Natur der jeweiligen Jahreszeit, können wir Gefühle oder innere Bilder erleben, die uns hautnah Auskunft geben über eigene Impulse, Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte.

Konzentrieren wir uns darauf bewusst und intensiv, wird dies Früchte tragen. Wir finden die Kraft, Projekte oder Prozesse einzuleiten oder zum Abschluss zu bringen, erfolgreich fortzuführen oder aufzulösen, um sie vielleicht auf eine andere Art neu beginnen zu können. So können Jahreskreis-Feste schöpferische Impulse auszulösen, die unsere Lebensqualität entscheidend verbessern.

Jahreskreis-Feste begleiten den Wandel

Jahreskreis-Feste zu feiern ist in vielen Kulturen eine alte Tradition. Diese Feste finden ihren Ursprung im Kreislauf der Natur, im Wechsel der Jahreszeiten und im Lauf der Sonne und des Mondes. Seit jeher unterteilt der Mensch das Jahr in regelmäßige Abschnitte, und kennzeichnet die Wendepunkte im natürlichen Rhythmus des Jahres durch das Feiern eines kleinen oder großen Festes. Das Fest hebt dabei die Wertschätzung für den vergangenen Abschnitt hervor und richtet den Blick zugleich auf den neuen Abschnitt aus. Wir schließen wertschätzend mit der Vergangenheit ab, und werden so bereit für Neues - die Vergangenheit erhält ihren Stellenwert, ebenso wie die Neuorientierung.

www.juergenwiese.de

www.therapie-schnelten.de