Heilsames Erinnern entlastet Traumatisierung
Ein Weg aus der Sprachlosigkeit, Ausblendung, Betäubung oder Wiederholung
Diese Traumafragmente können durch Schlüsselreize, sog. Trigger, jedoch zu jeder Zeit eine akute Stressreaktion auslösen. In vielen Fällen gelingt es dem Menschen, das Trauma selbst zu verarbeiten. Wenn es jedoch nicht zur Verarbeitung des Erlebten kommt, dann „sitzt“ dieser Stress in Körper, Geist und Seele. Die Empfindungsfähigkeit, die Gedankenmuster und das Verhalten werden beeinträchtigt. Der chronische Dauerstress kann krankmachende Folgewirkungen haben, wie z.B. Bluthochdruck, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Ängste, Reizbarkeit, eine erhöhte Schreckbarkeit. Auch diese Liste ließe sich fortführen. Bei extremen, langanhaltenden und/oder frühkindlichen Gewalterfahrungen, die zu multiplen Störungen geführt haben, ist eine Traumatherapie im stationären Rahmen empfehlenswert. In anderen Fällen kann eine ambulante Traumatherapie zur Verarbeitung führen. Diese ist in vier Phasen aufgeteilt: Beziehungsaufbau, Anamnese und Diagnostik Stabilisierung z.B. durch imaginative Übungen Traumabearbeitung z.B. durch EMDR Abschied, Trauer und Neuorientierung Dank Prof. Francine Shapiro gibt es seit den 90er-Jahren die Kurzzeittherapie EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Sie ist keine neue Therapierichtung, sondern ein schulergänzendes Zusatzverfahren. EMDR zählt mittlerweile zum internationalen Behandlungsstandard von Traumafolgestörungen bei Erwachsenen. Während der EMDR-Behandlung wird die Klientin/der Klient angeleitet, sich innerlich in kurzen Abschnitten mit dem traumatischen Erlebnis zu konfrontieren. Dann beginnt die abwechselnde Stimulierung der beiden Gehirnhälften durch Augenbewegungen. Erreicht werden sollen eine Entspannung und die Physiologie des REM-Schlaf, in der das Gehirn Erlebnisse auf natürliche Weise verarbeitet. Der/die Betroffene bleibt während des Prozesses in der inneren Wahrnehmung. Die dabei auftauchenden Bilder, Gedanken und Gefühle werden kontinuierlich ausgewertet und entlastet. In dieser Phase wird das Erlebte intensiv gespürt, teilweise noch einmal durchlebt – und dann meist zügig und gründlich verarbeitet. Die eigene Selbstheilung wird durch eine EMDR-Behandlung angeregt. Die Klientin/der Klient erlebt eine Beruhigung des Körpers, des Geistes und der Seele. Oft kommt es bei dieser Arbeit auch zu tiefen Erkenntnissen und der Mensch lernt mit den alten traumatischen Erinnerungen und Gedanken in einer neuen, gesunden Art umzugehen.