Ursachen von Schimmelbildung in Häusern und Wohnungen ohne Lüftungsanlagen – Teil 1

In den vergangenen Jahren ist eine Zunahme von Schimmelbildung in Wohnräumen festzustellen, vornehmlich in den Wintermonaten. Die Bewohner sind häufig entsetzt, wenn in Raumecken oder an Fensterlaibungen Schimmelpilze auftreten, erkennbar als dunkelfarbige Flecken (meist schwarz, dunkelbraun oder grün) in zunehmender Dichte. Die Besorgnis ist berechtigt, denn spätestens ab einer Fläche von über 0,40 m² sollten auch gesunde Menschen Maßnahmen zur Behebung der Ursachen einleiten.

Doch woher kommt der Schimmel?

Sporen dieser Pilze werden in mehr oder weniger hoher Konzentration mit der Luft transportiert. In Wäldern oder eben überall dort, wo es zur Zersetzung organischen Materials kommt (z.B. Komposthaufen) ist bei feucht-warmen Klima die Verteilung der Sporen entsprechend hoch. Daran sieht man allerdings auch, Pilze und deren Sporen gehören zu unserer Umwelt und sind notwendig. Bei einer Temperatur zwischen 5 °C bis ca. 50 °C und bei einer Luftfeuchte von 65 % bis 100 % finden die Sporen ideale Grundbedingungen zum Ansiedeln.
Nur in der Wohnung sollten sie nicht zum Wachstum kommen. Jedoch schaffen wir die Bedingungen für deren Wachstum gewöhnlich selbst – entweder sind es Baumängel oder es ist unser Nutzerverhalten – Inwiefern?
Neue, in geschlossenem Zustand luftdichte Fenster und Türen sind bestimmt nicht als Baumangel einzustufen. Ebenso wenig zum Beispiel das neu ausgebaute Dachgeschoss – luftdicht soll es sein, damit ja keine teuer erwärmte Raumluft entweicht – man hat ja vielleicht deswegen extra einen sogenannten „Blower-Door-Test“ für nicht wenig Geld durchführen lassen.
Irgendwie kommt einem das bei genauerer Betrachtung vor, als wohne man nun in einem Luftballon. Wenn dann nicht durch eine Lüftungsanlage oder durch „richtiges“ manuelles Lüften für einen Austausch gesorgt wird, ist das auch so – wir haben uns unsere Kleinklimazone geschaffen – mit allen Vor- und Nachteilen.

Deswegen sollte man gerade in älteren Häusern folgendes bedenken:

Häuser aus den Jahrzehnten um 1900 sind für längst vergangene Nutzerbedürfnisse, mit seinerzeit vorhandenen Materialien und somit auch nach anderen konstruktiven Gesichtspunkten errichtet worden.
Was heißt das?
Ich gehe nun auf einige Details etwas ausführlicher ein.

Nutzerverhalten / Gegebenheiten

So wurde, wenn überhaupt, ein mal die Woche in der Zinkwanne im Keller gebadet. Man wusch sich am Spülstein/-becken in der Küche. Die Wäsche wurde gewöhnlich in einer im Anbau befindlichen Waschküche oder im Keller des Hauses in einem extra dafür vorgesehenen Raum im Waschkessel gekocht.
Was hat das mit dem Thema zu tun? Der durch diese Vorgänge erzeugte Wasserdampf kam gar nicht erst in die Wohnräume!
Die einzige Wasserzapfstelle der Wohnung war in der Küche und spendete Kaltwasser. Warmwasser gab es nur durch Erhitzen auf dem mit Holz- oder Kohle befeuertem Herd bzw. Ofen, somit in beschränktem Umfang. Der dabei entstehender Wasserdampf, ebenso auch der beim Kochen verursachte, kondensierte bei entsprechend niedrigen Außentemperaturen an der Einscheibenverglasung der Fenster. Das von den Scheiben herablaufende Wasser sammelte sich in einer extra dafür eingefrästen Rinne im Fensterbrett und wurde regelmäßig aufgewischt.
Ein großer Teil der erzeugten Luftfeuchtigkeit entwich durch geöffnete Oberlichter, aber auch durch die konstruktiven Ritzen der Fenster, da es keine Fugenbänder gab und diese auch nicht gewollt waren. Denn durch diese „Zwangsbelüftung“ wurde auch die Luftzufuhr für die Verbrennung in vor genannten Feuerstellen als auch die Ableitung der in die Raumluft gelangten Rauchgase gewährleistet.
Auch die durch die Atmung der Bewohner erzeugten Gase mit ihrem erhöhten Feuchtigkeitsgehalt wurden so mehr oder weniger automatisch nach draußen geführt, oder die Feuchte kondensierte, wie schon erwähnt, an der Einscheibenverglasung. Gerade in den ungeheizten Schlafräumen führte das im Winter in Frostnächten zu einem mehr oder weniger dekorativem Eisblumen-Sichtschutz, der manchmal auch am Tag erhalten blieb, je nach Wetterlage oder Lüftungsverhalten. In Häusern mit dünnen Außenwänden ohne Luftschicht war die Eispracht auch an den Innenseiten derselben zu bestaunen, das war je nach Intensität der Dampfentwicklung und den Minusgraden abhängig – und ist es heute auch noch!
Waren denn diese Außenwände nicht mit Schimmelpilz besiedelt? Das kam sicher vor, aber hier kommen weitere Faktoren zum Tragen, die eine Ansiedlung von Schimmel be- oder verhinderten.
Ein unabhängiger Bauberater kann durch eine Begutachtung der vorhanden Bausubstanz die Ursache von Schimmelbildung ermittelt und in der Folge fachgerechte Maßnahmen zur Verhinderung und / oder Beseitigung einleiten.

Ende Teil 1

Im 2. Teil dieses Artikels (in der nächsten Ausgabe) wird darauf eingegangen, inwiefern Bauweisen und Materialien sowie die Möblierung von damals und heute Schimmelbildung begünstigen oder verhindern kann.

Autor:

Uwe Frebel, Staatl. gepr. Bautechniker, Inhaber Bau-, Umbau- & Immobilienberatung, Oldenburg; Tel.: 0441 / 88 52 873, E-Mail: frebel@bauberatung-frebel.de , Internet: www.bauberatung-frebel.de .