Gesellschaft muss demenzsensibler werden
DemenzNetz Oldenburg stellt Pflegende in den Mittelpunkt
Diesmal standen in der Reihe „WissenSCHAFFT Gesellschaft“ die Pflegenden im Fokus, die mit ihrer Aufgabe in der Regel überfordert sind, oft vereinsamen und nicht selten depressive Symptome entwickeln, wie Untersuchungen ergaben. „Sie denken zuerst an ihren Schützling“, sagt Synan Al-Hashimy, Chefarzt des Alzheimer Therapiezentrums in Ratzeburg, der vor dieser Haltung warnte, weil sie weder den Kranken noch den Pflegenden nützt. „Viele Pflegende brechen irgendwann buchstäblich ein. Dabei geht Pflege nur gut, wenn es den Pflegenden gut geht“, erklärte der Psychiater und riet allen Betroffenen zu einem offenen Umgang mit der Krankheit. Trotz aller Informationen muss die Erkrankung weiterhin aus der Tabuzone geholt werden. „Denn je mehr die Menschen über sie wissen, desto leichter ist der Umgang mit ihr“, weiß Al-Hashimy aus seiner täglichen Erfahrung. In seinem Therapiezentrum können sich Pflegende erholen und ihre demenzkranken Angehörigen mitbringen, die vor Ort versorgt und betreut werden. „Sie lernen in drei bis fünf Wochen sich selbst zu schützen, ihr schlechtes Gewissen gegenüber den zu Pflegenden abzulegen und etwas für sich zu tun, um anschließend leichter als bisher pflegen zu können. Gerlinde Strunk-Richter vom Kuratorium Deutsche Altenhilfe in Köln teilte diese Auffassung und empfahl allen Betroffenen sämtliche Hilfen in Anspruch zu nehmen, die ihnen zustehen. Man könne es lernen Aufgaben abzugeben und die gewonnene Zeit für sich zu genießen, um so neue Energie für die Pflege zu tanken. Demenzerkrankte, so sagte sie weiter, benötigten spezielle Angebote wie beispielsweise Gesprächskreise oder auf sie zugeschnittene Sportangebote. Tanzen ist sehr beliebt, weil die emotionale Ebene angesprochen wird, weiß sie aus Erfahrung und forderte eine Atmosphäre der Solidarität in unserer Gesellschaft. Dafür sorgt ein Pilotprojekt der Initiative „Demenz Partner“ in Berlin unter Federführung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. „Demenz braucht dich“ heißt der Slogan. Hier steht Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung im Mittelpunkt. „Ob Mitarbeiter im ÖPNV, im Einzelhandel, bei der Polizei, im Restaurant, bei kommunalen Stellen, im Gesundheitswesen oder in der Nachbarschaft – sie alle werden mit Demenzerkrankten konfrontiert, wissen aber oft nicht, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten sollen“, gibt Saskia Weiß von der Alzheimer Gesellschaft zu bedenken. Bundesweit werden neuerdings Kurse angeboten, in denen man lernen kann, demenzkranken Menschen verständnisvoll zu begegnen. Unter www.deutsche-alzheimer.de sind sie zu finden. Ein Beitrag vom Versorgungsnetz Gesundheit e.V.