
Zahlungsmoral zurzeit auf Rekordhoch
Günstige Einkommens- und Arbeitsmarktsituation – Unternehmen mit Liquidität
Der Bundesverband Deutscher Inkassounternehmen kommt ebenso wie die großen Unternehmen der Inkassobranche zu dem Ergebnis, dass sich die Zahlungsmoral in Deutschland in den vergangenen Jahren stetig verbessert hat. Grund hierfür sei die verbesserte Einkommenssituation vieler Haushalte, aber auch die Arbeitsmarkt- und Zinssituation würden wesentlich dazu beitragen. So wundert es auch nicht, dass sich die Zahl der Verbraucherinsolvenzen erheblich reduziert hat. Aber auch die Unternehmensinsolvenzen gehen schon das siebte Jahr in Folge zurück, weil der Konjunkturmotor – nicht zuletzt aufgrund der guten Binnennachfrage – die Firmen mit Liquidität versorgt. Aktuelle Untersuchungen zur Zahlungsmoral in Deutschland belegen, dass 87 Prozent der Deutschen Ihre Rechnungen pünktlich begleichen, elf Prozent zahlen verspätet, in zwei Prozent aller Fälle kommt es zum Forderungsausfall. Die durchschnittliche Zahlungsfrist liegt in Deutschland aktuell bei 15 Tagen. Wer in diesem Zeitraum seine Rechnung nicht bezahlt, lässt sich im Schnitt noch einmal 20 Tage zusätzlich Zeit. Junge eher unpünktlich – Trotz der allgemein guten wirtschaftlichen Lage kommt es immer wieder zum Zahlungsverzug. Wie das Unternehmen für Kreditmanagement-Services Intrum Justitia in seinem „European Consumer Payment Report 2015“ für Deutschland herausgefunden hat, haben 39 Prozent der Befragten es mindestens einmal in den zurückliegenden zwölf Monaten nicht geschafft, pünktlich zu zahlen. Besonders hoch ist der Anteil bei Personen unter 35 Jahren. Der am häufigsten genannte Grund ist dafür die eigene Nachlässigkeit. In Zahlen ausgedrückt: 32 Prozent gaben Geldmangel als Grund an, fast 70 Prozent hatten die Rechnung schlicht vergessen. Wie andere Untersuchungen auch, belegt dieses Ergebnis, dass junge Verbraucher hierzulande insgesamt eine schlechtere Zahlungsmoral haben, als andere Altersgruppen. Die Verschuldung vieler junger Menschen fällt in ihrer Höhe jedoch vergleichsweise gering aus. Es handelt sich häufig um offene Rechnungen bei Fitnessstudios, Online-Shops oder Elektronik-Märkten. Die noch überwiegend gute Ausgangslage der älteren Menschen ist allerdings in Gefahr. Bei der Entwicklung von Verbraucherinsolvenzen sind zunehmend Senioren über 60 Jahre betroffen. Ihr Anteil ist bereits zum vierten Mal in Folge gestiegen. Zu vermuten ist daher, dass sich diese Entwicklung bald auch bei der Zahlungsmoral niederschlagen wird. Neben der allgemeinen Zahlungsmoral ist ein Blick auf die Rückzahlungsquote bei Krediten ebenfalls interessant. Denn obwohl die Anzahl der neu aufgenommen Kredite in 2014 gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen hat, ist die durchschnittliche Höhe im entsprechenden Zeitraum gestiegen, wie der Schufa-Kredit-Kompass belegt. Demnach hat knapp ein Drittel aller neuen Ratenkredite ein Volumen von mehr als 10 000 Euro. Hinsichtlich der pünktlichen Rückzahlung der offenen Posten stimmt das Bild hier mit der allgemeinen Zahlungsmoral überein. Die Schufa-Erkenntnisse legen sogar nahe, dass die Deutschen bei Verbindlichkeiten aus Krediten noch vorbildlicher agieren. Denn der Anteil der reibungslos zurückgezahlten Kredite lag mit 97,5 Prozent im Jahr 2014 weiterhin auf sehr hohem Niveau.
Alte eher insolvent