Dialog zu Kapitalgebern ist entscheidend
Wichtige Basis für vertrauensvolle Wirtschaftsbeziehungen und Unternehmenserfolg
Gerade diese benötigen in Zeiten restriktiver werdender Vorschriften und immer enger ausgelegter Geschäftsvorgaben umfangreichere, aber vor allem auch klarere Informationen vom (potenziellen) Kreditnehmer. Dieses Informationsbedürfnis ist sowohl vor der Kreditvergabe als auch während der Laufzeit des Kredites adäquat zu bedienen. Dem Thema kommt umso mehr eine steigende Priorität zu, wie ein Unternehmen oder eine Institution expansiv zu wachsen plant oder möglicherweise in eine Krisensituation geraten ist, die es erfordert, auf der Basis von credo = Vertrauen gemeinsam wieder – oder weiter – die Zukunft auszubauen. Der Begriff Creditor Relations findet häufig synonym Verwendung mit den Begriffen „Fixed Income Investor Relations“ oder „Bondholder Relations“, wobei letztere explizit Anleihegläubiger adressieren. Organisatorisch bestehen neben den Creditor Relations, bei denen als Zielgruppe Fremdkapitalgeber definiert sind, zusätzlich die Shareholder Relations, welche – wie der Name schon sagt – auf die Bedürfnisse der Eigenkapitalgeber ausgelegt sind. Beide Teildisziplinen lassen sich unter dem Begriff der Investor Relations zusammenfassen. Investor Relations sind wiederum neben den Public Relations sowie dem Marketing Teilbereiche der Unternehmenskommunikation. Die folgende Abbildung verdeutlicht die Begriffe im Gesamtkontext. Unter dem Begriff Creditor Relations wird der kontinuierliche Dialog zwischen Kreditnehmer (Unternehmen) und derzeitigen oder potenziellen Kreditgebern verstanden, um offen und zielgerichtet über die Entwicklungen in und um das Unternehmen zu informieren. Im Zuge der Ansprache des möglichen Kreditnehmers an einen Kreditgeber impliziert der Kreditgeber, dass der Kreditnehmer einen hinreichenden Cashflow erwirtschaftet, um Zins- und Tilgungsleistungen erbringen zu können. Da der Kreditgeber keinen direkten Einfluss auf die Leistungserbringung des Kreditnehmers hat, ist er von diesem abhängig. Zweifelsfrei hat der Kreditnehmer bessere Kenntnisse über die eigene Bonität als der Kreditgeber. Aus den unterschiedlichen Betrachtungsweisen und Datenhintergründen können sich verschiedenartige Zielkonflikte ergeben. Des Weiteren sind Unternehmensdaten, bis sie für die erfolgreiche Finanzkommunikation verwendet werden können, in vielerlei Hinsicht aufzubereiten. Sie sollten beispielsweise in eine zeitliche Ordnung gebracht (Historie/Planzahlen), gegebenenfalls mit Referenzzahlen verglichen (Peergroup, Benchmarks), nach Segmenten differenziert sowie für die Bildung von Finanzkennzahlen verwendet werden. Das für die Finanzkommunikation mit Fremdkapitalgebern aufbereitete Informationswerk wird als „Credit Story“ bzw. Kreditprofil bezeichnet. Dem Controlling, welches in aller Regel für Erhebung bzw. Sichtung und Aufbereitung des Zahlenwerks verantwortlich ist, kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Auch in Zeiten von steigenden regulatorischen Anforderungen an Banken und Unternehmen und dem damit einhergehenden Erfordernis eines formalisierten, standardisierten Reportings ist das Vertrauen bzw. die Vertrauensbildung nach wie vor ein wichtiger Faktor für erfolgreiche Kreditbeziehungen. Dies gilt insbesondere, wenn es um den Ausbau der Geschäftsbeziehungen geht. Autoren des Beitrags: Dr. Bernhard Becker , Partner und Gesellschafter der comes Unternehmensberatung, Geschäftsführer und Gesellschafter mehrerer mittelständischer Unternehmen
Prof. Dr. Stefan Müller , Inhaber der Professur für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbes. Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfungswesen, an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg
Jan Handzlik , Berater der comes Unternehmensberatung