
Acht goldene Regeln für die Altersvorsorge
1. Bedarf ermitteln Der erste Schritt einer Altersvorsorgeplanung sollte die Bedarfsermittlung sein. Welche Ansprüche aus Renten, Pensionen und vorhandenen Sparverträgen sind zum Renteneintritt vorhanden? Angestellte können sich dazu ihrer Renteninformation bedienen – sollten aber unbedingt prüfen, wie die effektive Nettorente nach Krankenversicherungsbeitrag und Steuern aussieht. Das Oldenburger Institut für Altersvorsorge e.V. bietet hierzu auf seiner Homepage im Download-Bereich einen Rechner an (www.oifa.de). Zusätzlich sollten andere Einkünfte, z.B. aus bestehenden privaten Altersvorsorgen, einkalkuliert werden. Im Ergebnis sieht man dann, wie die Differenz zwischen heutigem Netto und späterer Rente aussieht und kann die notwendige Sparrate ermitteln, um die Rentenlücke zu schließen. An der Faustregel, mindestens zehn Prozent des Nettoeinkommens anzusparen, dürften dabei die wenigsten vorbeikommen. 2. Inflation berücksichtigen Die Inflation oder auch der Kaufkraftverlust ist eine entscheidende Größenordnung bei der Planung. Der langjährige durchschnittliche Wert von zwei Prozent Inflation wird dabei oftmals in seinen langfristigen Auswirkungen unterschätzt. 100 Euro heute sind bei diesen Werten nach zehn Jahren nur noch 82 Euro, nach 30 Jahren lediglich noch 55 Euro wert. Diese Zahlen sollten bei der Vorsorgeplanung unbedingt berücksichtigt werden. Gleichzeitig sollte man sich einer einfachen Erkenntnis nicht verschließen: wer sein Geld zu Konditionen unterhalb der Inflation anlegt, verliert Kaufkraft. Kopfkissen, Sparbücher und Tagesgelder sind also nichts für die Altersvorsorge. 3. Dein Freund, die Zeit Die Zeit ist die wichtigste Verbündete beim Aufbau einer Altersvorsorge. Wer für seine Altersvorsorge 250 000 Euro ansparen will und dafür 40 Jahre Zeit hat (die Kaufkraft beträgt dann bei zwei Prozent jährlicher Inflation übrigens 113 222 Euro), muss bei einer Rendite von vier Prozent p.a. dafür 214,59 Euro monatlich ansparen. Wer sich dafür lediglich 30 Jahre Zeit nimmt, muss eine Rate von monatlich 363,58 Euro in Kauf nehmen – und damit über die Laufzeit zur Erreichung des gleichen Ziels ca. 27 000 Euro mehr aufwenden. Aus eigener Tasche, versteht sich. 4. Art der Kapitalanlage Ein geringerer Aufwand oder ein höheres Anlageziel kann mit höheren Renditen erreicht werden. Hierzulande scheint es aber oftmals schon unanständig zu sein, mit Renditen oberhalb der vier Prozent zu hantieren. Schade, da die Realität uns eines besseren belehrt. Der deutsche Aktienindex DAX zum Beispiel entwickelt sich seit seiner Auflage im jährlichen Durchschnitt mit einer Wertentwicklung von ca. acht Prozent jährlich. Allen zwischenzeitlichen Krisen zum Trotz. Und das als rein passive Abbildung eines Marktes, ohne Zutun von Fondsmanagern oder Investmentgurus. Gerade langfristig ist die Investition in Unternehmen am lukrativsten. Gleichzeitig relativiert sich das Risiko bei langen Anlagehorizonten gen Null. Wer grundlegend skeptisch ist, kann eine Woche lang Protokoll führen und prüfen, ob die Hersteller seiner Gebrauchsgüter von A wie Auto bis Z wie Zahnpasta oder sogar der eigene Arbeitgeber nicht zufällig börsennotierte Unternehmen sind. Und damit die Alltäglichkeit der Aktie feststellen. 5. Garantie und Sicherheit nicht verwechseln Garantie und Sicherheit sollten nicht verwechselt werden. Eine nominale Garantie beruhigt vielleicht. Allerdings: der derzeitige Garantiezins der klassischen Rentenversicherung liegt bei 1,75 % p.a. – vor Kosten. Zwar sieht der Vorsorgesparer, dass am Ende mehr Geld zur Auszahlung bereit steht, als eingezahlt wurde. Aber unter Berücksichtigung der Inflation ist dabei ein Kaufkraftverlust entstanden. Wer nur auf niedrige Garantien setzt, hat leider lediglich die Sicherheit, im Alter zu wenig zu haben – es sei denn, die Sparanstrengungen sind exorbitant. Vor diesem Hintergrund sollte zumindest ein Teil der Vorsorge mit renditestärkeren Anlagen bespart werden. Für Sicherheit sorgt dann die Streuung der Anlagen, eine Begleitung des Anlagevorgangs sowie vor dem Renteneintritt bei Bedarf eine Umschichtung des angesparten Kapitals in Richtung sicherheitsorientierter Papiere. 6. Angebote vergleichen Wie bei jeder wichtigen Anschaffung steht auch bei der Altersvorsorge vor dem Kauf der Vergleich. Und wer genauer hinsieht, wird feststellen, dass Altersvorsorge lange nicht gleich Altersvorsorge ist. Abseits verschiedener Durchführungswege (Riesterrenten, betriebliche Vorsorge, freie Sparpläne) unterscheiden sich auch Produkte einer Sparte deutlich voneinander. Ganz wichtig dabei ist es, nicht nur die Performance(-versprechen), sondern auch die Kosten einer Anlagelösung zu analysieren. Der Gesetzgeber hat dazu zwar Produktinformationsblätter zur Pflicht für die Anbieter gemacht. Die schlechte Nachricht jedoch ist: diese sind in den meisten Fällen für Laien kaum verständlich und vergleichbar. Stückkosten in Euro stehen hier neben verschiedenen prozentualen Angaben. Erst mit einem Vergleichsrechner wird man feststellen können, wie sich die Kostenstrukturen der Anbieter voneinander unterscheiden. Die Modellrechnungen der Versicherer und Kapitalanlagegesellschaften eigenen sich dementsprechend leider nicht für einen umfassenden Vergleich. 7. Ausdauer beweisen Für welche Zwecke die Altersvorsorge gedacht ist, sagt der Name. Wer Sicherheit nicht mit Garantie verwechselt, hat ohnehin den langen Zeitraum im Blick. Doch auf einem Lebensweg gibt es genug Verlockungen, an bereits angespartes Kapital heranzugehen. Hiervor ist dringend zu warnen. Selbst in Notsituationen finden sich alternative Lösungen. Dementsprechend gilt: die Altersvorsorge ist heilig, beweisen Sie Ausdauer! 8. Mein Haus ist meine Altersvorsorge Natürlich, mietfrei wohnen im Alter ist ein Beitrag zur Altersvorsorge. Wer bis zum Ruhestand im Eigenheim lebt, weiß aber auch: Betriebskosten für Energie und Steuern sind immer zu zahlen. Dazu sind Investitionen für Sanierung und Renovierung zu berücksichtigen. Dementsprechend kann beispielsweise ein bestimmter Prozentsatz der Kaltmiete vom Vorsorgebedarf abgezogen werden. Wer neben Rente oder Pension nur auf das Eigenheim setzt, wird dagegen im Alter zusätzliches Kapital schmerzhaft vermissen. Über den Autor: Henning Schmidt, 38 Jahre, berät seit über zehn Jahren in den Bereichen Altersvorsorge, Geldanlage und biometrische Risiken. Er ist spezialisiert auf nachhaltige Lösungen, also die Berücksichtigung ökologischer und ethischer Kriterien.