Fachkräftemangel, demografischer Wandel und Digitalisierung sind nur einige Schlagworte, die fallen, wenn Branchenkenner über die Nachwuchssituation in Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung sprechen. Beide Berufsstände leiden unter einem Rückgang der Bewerberzahlen. Über die Gründe für diese Entwicklung und mögliche Auswege – besonders für kleine und mittelständische Unternehmen – spricht Thorsten Kramm. Im Interview verrät der 48-Jährige, worauf sich die Branche künftig einstellen muss und welche Rolle dabei das duale Studienangebot der FOM Hochschule in Bremen spielt. Kramm ist Steuerberater bei der Oldenburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO ARBICON, die rund 100 Mitarbeiter beschäftigt.
Lässt das Interesse an den Berufsbildern Wirtschaftsprüfer und Steuerberater grundsätzlich nach | ? |
Zumindest die Anzahl potenzieller Bewerber ist tatsächlich geringer, was sicher auch dem demografischen Wandel geschuldet ist. Die Qualität der Bewerbungen selbst geht hingegen nicht zurück. Wir haben wie andere Mittelständler vor allem das Problem, die richtig guten Schulabgänger für uns zu gewinnen – da der Anteil an Abiturienten insgesamt steigt und immer mehr von ihnen studieren möchten. Dies betrifft insbesondere junge Frauen. Das ist ein zusätzliches Thema, da der Ausbildungsberuf „Steuerfachangestellter“ in erster Linie von Frauen angestrebt wird.
Werden künftig überhaupt noch so viele Fachkräfte benötigt – trotz Digitalisierung und prozessoptimierter Abläufe | ? |
Unser Bedarf an Fachkräften sinkt nicht. Das Aufgabengebiet wiederum wandelt sich sehr. Die klassischen Buchhaltungsarbeiten werden durch die Digitalisierung mittelfristig aussterben – die technischen Fortschritte in diesem Bereich sind enorm. Der Steuerfachangestellte von morgen ist weniger „Abarbeiter“, sondern vielmehr Steuerspezialist und betriebswirtschaftlicher Berater. Er verfügt über ein hohes Maß an technischem Verständnis, kann Beratungsbedarfe erkennen und Prozesse beim Mandanten optimieren.
Was tun Sie, um gute Nachwuchskräfte zu halten | ? |
Wir müssen den jungen Leuten von Anfang an eine Perspektive für die Zeit nach der Ausbildung bieten. Wenn ich im dritten Lehrjahr zum ersten Mal mit meinen Auszubildenden darüber spreche, bin ich genau zweieinhalb Jahre zu spät. Der Weg zum Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer ist mit einer klassischen Ausbildung und bis zu zehn Jahren vorausgesetzter Berufserfahrung oder einem anschließenden Studium ziemlich lang. Den richtig guten Auszubildenden müssen wir deshalb die Möglichkeit geben, schneller ihre Ziele zu erreichen – zum Beispiel mit einem dualen Studium.
Wie sieht ein solches duales Studienangebot an Ihre Auszubildenden genau aus | ? |
Die Bremer FOM Hochschule, die BBS Wechloy und die Steuerberaterkammer haben gemeinsam in Oldenburg ein Modell für ein Duale Studium entwickelt. Dieses Modell ermöglicht es den Auszubildenden, innerhalb von gerade einmal dreieinhalb Jahren die Ausbildung zum Steuerfachangestellten und gleichzeitig den Bachelor of Laws zu absolvieren. Dies ist eine deutliche Zeitersparnis auf dem Weg zu höheren Zielen. Der Vorteil für die Beraterschaft und die Auszubildenden ist groß und liegt auf der Hand: Wir bilden in einem effizienten Modell, das zu den Arbeitsabläufen der Kanzlei und den persönlichen Zielen des Nachwuchses passt, extrem gut qualifizierte Berufseinsteiger aus. Diese Young Professionals unterstützen uns wiederum erheblich bei der Bewältigung der veränderten Anforderungen.
Kontakt:
FOM Hochschule
Hochschulzentrum Bremen
Linzer Straße 7
28359 Bremen
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