Ausflüge und Kultur
>Bei Feinrot und enorMedia geschieht niemals einfach nur nichts
Bei Feinrot und enorMedia geschieht niemals einfach nur nichts
Kreativität ist hier auch inder Nacht zu spüren
Auf dem unbeleuchteten Empfangstresen liegen zwei Flyer-Stapel mit Hochglanzdruck. Zum Mitnehmen bereit harren sie der Dinge, die da kommen, aber niemand greift zu. Kein Besuch schaut vorbei, keine Anfragen werden gestellt. Lediglich am Nachbartisch surrt einsam ein tragbarer Rechner in den Raum hinein. Treu hält er Verbindung nach draußen und gewährt so allzeit den Zugriff auf alle Online-Projekte – nur für den Fall der Fälle. Heute läuft alles, wie es laufen soll. Die Bildschirme der Arbeitsrechner in der Kreativabteilung sind tiefschwarz. Kein Konzeptioner brütet über dem Entwurf einer mitreißenden Anzeigen-Reihe, die er zu einem ausgefeilten Manuskript ausarbeitet. Somit übergibt er auch kein Papier an den Grafiker, der folglich das Ergebnis weder kritisch noch begeistert aufnehmen kann. Kein Kollege stöbert in den Datenbanken nach einem zur Idee passenden Bild, das sich auf diese Weise sicher nicht findet. Wozu auch? Kein Mediengestalter entwickelt ein Layout, in das er Text und Bild einbauen kann. Folglich druckt auch niemand die Anzeige zur Ansicht aus. Kein Kontakter zeigt Begeisterung oder legt den Mitarbeitern Änderungen ans Herz. Und am Ende bekundet kein Kunde seine Zufriedenheit. Auch bei enorMedia steht das Telefon still. Die Nachtschaltung ist hoch aktiv, immer bereit, etwaige Anrufer auf die Öffnungszeiten zu verweisen. Keine Plakatflächen werden gebucht, keine Druckaufträge entgegengenommen, keine Verteilungen arrangiert. Blindsieb, Temper, Siebträger ruhen neben der Kaffee-Maschine, die sich am Tage mit Volldampf und Hitze ihrer Aufgabe widmet. Jetzt hat sie Zeit, runterzufahren und abzukühlen – für eine gewisse Zeit. Und schon springt das Flurlicht an und ein Stampfen nähert sich von der Treppe. Ein Schlüssel klingt am Bund und greift ins Schloss. Die Tür öffnet sich. Das Büro erfüllt das Fluchen eines Mitarbeiters, der seine unverzichtbare Regenhose liegen lassen hat. Mittlerweile stehen die Zeiger der Uhr über der Küchenzeile auf zwölf. Acht Stunden noch. Dann übernehmen endlich nach und nach die kreativen Werber die Räumlichkeiten. Bis dahin allerdings ist nicht mehr von einer eher tagaktiven Werbeagentur zu erwarten.