
Verletzungen an Handwurzel oft übersehen
Minimal invasive OP-Technik lindert Beschwerden und verhindert Verschlechterung
Verletzungen der Handwurzel und des Handgelenks sollten von Patienten und ihrer Umgebung immer ernst genommen werden. Häufigste Ursache für Bandverletzungen in der Handwurzel sind Stürze oder Anprall-Traumata bei Ballsportarten. Als Beibeschwerden werden derartige Verletzungen bei schweren, offensichtlichen Verletzungen, wie Brüchen, leicht übersehen oder als Verstauchung bagatellisiert oder auch zu spät diagnostiziert. Bei frischen Verletzungen können die Bänder in der Handwurzel minimal invasiv behandelt, ggfs. genäht werden. Unbehandelt kann eine solche Bandverletzung jedoch unspezifische Dauerbeschwerden verursachen oder jahrelang asymptomatisch „schlummern“ und dann bei einer kleinen zusätzlichen Verletzung oder starker Belastung plötzlich zu Schmerzen führen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Zusammenbrechen der Handwurzel und in Folge zu einschränkender, schmerzhafter Arthrose. Zur Diagnostik bei Beschwerden an der Handwurzel gehören zusätzlich zur Untersuchung in der Regel zunächst konventionelle Röntgenbilder. Computertomographie oder MRT können diese ergänzen. Die entscheidende diagnostische Maßnahme ist jedoch oft die Spiegelung des Handgelenkes, die Arthroskopie, bei der das betroffene Band direkt gesehen und mit einem Tasthaken auf Stabilität geprüft werden kann. Je nach Befund kann das anschließende Therapieverfahren in einer rekonstruktiven oder stabilisierenden Maßnahme, oder – in schweren, fortgeschrittenen Fällen – in einer Rettungsoperation bestehen. Verletzungen der Handwurzel, die innerhalb der ersten zwei bis sechs Monate nach Verletzung erkannt werden, können zumeist durch Ruhigstellung, Wiederannähen des Bandes und ggf. Fixierung der einzelnen Handwurzelknochen wieder zur Ausheilung gebracht werden. Je älter die Bandverletzungen sind, desto schwieriger ist die Therapie. Konventionelle Bandersatzoperationen mit großen Schnitten, unter Verwendung von Sehnentransplantaten, sind komplexe Eingriffe, bei denen Patienten mit einer langen Nachbehandlung von sechs bis zwölf Monaten rechnen müssen. Bei einer Rettungsoperation ist leider auch langfristig mit einer dauerhaften Einschränkung und einem Verlust an Kraft und Beweglichkeit zu rechnen, um die Schmerzen zu lindern. Im Spätstadium ist des Öfteren eine komplette Versteifung des Handgelenkes erforderlich. (**Studie: „Modified minimal-invasive extensor carpi radialis longus tenodesis for scapholunate dissociation“)
Eine aktuelle Studie** hierzu wurde von der HPC Oldenburg zusammen mit dem Bundeswehrkrankenhaus Westerstede durchgeführt. Die Studie belegt, dass mittels innovativer, minimal invasiver Operationsmethoden bei Bandverletzungen in der Handwurzel Schmerzen signifikant reduziert und die Einschränkung des Bewegungsumfanges auf ein Minimum reduziert werden können. Beschwerden können gelindert und eine schnelle Verschlechterung verhindert werden. Auch die voranschreitende Degeneration in der Handwurzel scheint im Vergleich zu konservativen Operationsverfahren deutlich verlangsamt zu sein. Das Versteifen kann vermieden oder deutlich herausgezögert werden.
*Dr. Mike Rüttermann ist im Team der Hand- und Plastische Chirurgie Oldenburg (HPC) und in der Universitätsklinik Groningen tätig. Beim Jahresmeeting der „Federation for European Societies for Surgery of the Hand“ vom 22. bis 25. Juni 2016 in Santander/Spanien referiert er über die bei HPC Oldenburg weiterentwickelte, minimal invasive OP-Technik zur Behandlung von schweren Bandverletzungen in der Handwurzel/im Handgelenk.