Gesundheit auf Reisen beginnt zu Hause
Den Impfausweis überprüfen – Sechs Wochen vorher zum Reisemediziner
Prof. Karl-Heinz Herbinger: Weil daraus hervorgeht, gegen welche Krankheiten Sie bereits einen Impfschutz haben. Ein lückenloser Schutz bei den Standardimpfungen ist die Grundlage, auf der die je nach Reiseziel sinnvollen Impfungen aufbauen. Zusätzlich berät der Reisemediziner zu weiteren Maßnahmen wie Mückenschutz, Trinkwasser- und Lebensmittelqualität oder eventuell notwendigen Medikamenten für die Reise. Ihr Termin beim Reisemediziner sollte zirka sechs Wochen vor Urlaubsbeginn liegen.
Soll ich mich vor dem Italienurlaub gegen Hepatitis A impfen lassen?
Dr. Albrecht von Schrader-Beielstein: Auf jeden Fall! Nach wie vor gehört der gesamte Mittelmeerraum zum Risikogebiet für eine Hepatitis A-Infektion. Das Virus kommt in verunreinigtem Trinkwasser und in kontaminierten Lebensmitteln vor. Salate, Obst, Eistee, Eiswürfel, Meeresfrüchte und Muscheln sind mögliche Ansteckungsquellen. Es verbreitet sich leicht und ruft eine akute Leberentzündung hervor, die bis zu drei Monaten dauern kann.
Und wie sieht es mit dem Schutz vor Hepatitis B aus?
Dr. von Schrader-Beielstein: Anders als Hepatitis A-Viren wird die Hepatitis B-Infektion über Blut und Schleimhäute übertragen, beispielsweise bei Intimkontakten, in jüngerer Zeit auch durch verunreinigte Tätowierinstrumente: Tattoos als Souvenir liegen im Trend. Die Erkrankung führt bei etwa jedem zehnten Patienten zu einer chronischen Leberentzündung mit dem weiteren Risiko einer Leberzirrhose. Für Kinder gehört die Hep B-Impfung übrigens seit 1995 zu den in Deutschland empfohlenen Standardimpfungen.
In asiatischen Ländern gibt es oft streunende Hunde. Soll ich mich gegen Tollwut impfen lassen?
Prof. Jelinek: Bei ungeimpften Personen verläuft Tollwut ohne rechtzeitige medizinische Hilfe und der damit verbundenen Gabe des Impfstoffs innerhalb von 24 Stunden nach dem Biss immer tödlich. Die WHO geht von jährlich etwa 59 000 Todesfällen durch Tollwut aus - Ursache in über 90 Prozent der Fälle ist ein Hundebiss ist. Die Impfung ist für Kinder und Erwachsene sinnvoll – und der einzige wirksame Schutz.
Was hilft gegen Reisedurchfall?
Prof. Jelinek: Das kommt auf die Ursache des Durchfalls an. Die „klassische“ Reisediarrhoe beginnt meist schon nach wenigen Reisetagen, dauert in der Regel etwa drei bis fünf Tage an und kann gut mit der Kombination Tannin und Racecadotril behandelt werden. Beides ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Wichtig ist dabei, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen! Allerdings kann ein heftiger Durchfall, besonders in Begleitung von Fieber, auch die Folge zum Beispiel einer Malaria- oder Choleraerkrankung sein. Dann sollten Sie schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen, denn ohne rechtzeitige medizinische Hilfe können beide Erkrankungen tödlich verlaufen. Gegen Cholera lässt sich mit einer Schutzimpfung vorbeugen, gegen Malaria hilft konsequenter Mückenschutz oder eine medikamentöse Prophylaxe.
Mücken übertragen eine ganze Reihe schwerer Krankheiten – wie schütze ich mich vor ihnen?
Prof. Jelinek: Drei konsequent angewendete Maßnahmen helfen, sich die gefährlichen Plagegeister vom Leib zu halten: Schlafen Sie immer unter einem mit Permethrin imprägnierten Mückennetz mit der richtigen Maschengröße, tragen Sie speziell imprägnierte, mückendichte Kleidung und verwenden Sie einen Hautschutz mit DEET für unbedeckte Hautpartien. Ansonsten ist es hilfreich zu wissen, wann die Mücken aktiv sind, um eine entsprechende Tagesplanung vorzunehmen. Bedenken Sie auch, dass gegen viele der von Mücken übertragenen Krankheiten eine Impfung schützt, nicht aber zum Beispiel gegen Dengue-Fieber oder eine Zika-Virus-Infektion.
P
Prof. Dr. med. Tomas Jelinek
Prof. Dr. med. Karl-Heinz Herbinger
Dr. med. A. von Schrader-Beielstein
P
Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin (BCRT)