Die (seelische) Qual mit der Wahl
Wenn das Treffen von Entscheidungen zum inneren Konflikt wird
Die Ursachen dieser vermeintlichen „Unfähigkeit“ können vielfältig sein: Ein alleiniges Abwägen von Pro und Contra ist bei Entscheidungen, die aus der Frage des „Darf ich das......?“ resultieren, nicht hilfreich. Hier gilt es, sich die eigenen, individuellen Normen bewusst zu machen, die für bzw. gegen ein Thema sprechen. Jeder Mensch trägt diese Normen in sich; das Bewusstmachen dieser ist oftmals ein erster hilfreicher Schritt, um Gedankenspiralen zu durchbrechen. Viele dieser Normen beginnen mit „ich muss.....“, „ich kann nicht......“ oder „ich darf nicht......“. Doch muss oder darf ich wirklich (nicht)? Welche „Gefahr“ droht, wenn ich meinen eigenen Auftrag nicht erfülle? Ein Ich-kann-nicht-Denken beinhaltet eine vermeintliche Unfähigkeit. Sind dem Hilfesuchenden diese individuellen Normen bewusst, hat jeder Einzelne die Möglichkeit, diese beizubehalten oder langfristig zielführend zu verändern. Auch hier ist demzufolge eine Entscheidung zu fällen – jede Entscheidung beinhaltet einen Verzicht - den Verzicht auf die nicht gewählte Alternative. Dieses Wissen kann zunächst in Verbindung mit Sorge-/Angstgedanken gebracht werden. Hindert die Angst vor einer möglichen Ablehnung, nicht gemocht zu werden, den Betroffenen daran, Entscheidungen zu treffen, werden oftmals eher die Interessen anderer als die eigenen verfolgt. Daraus resultiert kurzfristig Erleichterung, langfristig bleiben jedoch die Angstgedanken und möglicherweise auch ein Selbstärger bestehen. Das Vertrauen in sich selbst, eigene Fähigkeiten, reduziert sich. So möchte der Hilfesuchende nicht „Schuld“ an einer möglichen Fehlentscheidung sein, was dann wiederum Einfluss auf das Umfeld hat – Mitmenschen übernehmen eventuell die Entscheidung. Diese kann für den Mitmenschen hilfreich, jedoch für den Betroffenen eher hinderlich sein. Oftmals wird dann in der Passivität verharrt, eigene Bedürfnisse geraten in den Hintergrund. Die Sicht auf das, was nicht erreicht wurde, wird präsenter, individuelle Stärken werden nur noch gering oder kaum wahrgenommen. Es gelingt dann manchmal nur noch über Bewertungen, Interpretationen oder Vorstellungen eigene Bedürfnisse auszudrücken. Demzufolge können sich depressive Symptome (Konzentration-, Schlafstörungen, verminderter Antrieb, Grübeln) einstellen. Mit Hilfe des Psychotherapeuten werden die individuellen Ursachen aufgedeckt. Der Hilfesuchende kann aktiv werden und seine Ressourcen und zielführend einsetzen. Die Möglichkeiten sind vielfältig – so wie jeder Einzelne für sich ein „vielschichtiges“ Individuum mit diversen Stärken und Schwächen ist. Dieses zu akzeptieren, sich in seinem Selbst anzunehmen und wertzuschätzen, hat ein insgesamt zufriedeneres Selbsterleben zur Folge. So erlaubt sich der Hilfesuchende seine Bedürfnisse zu verbalisieren, in die Veränderung zu kommen und Entscheidungen nach sorgfältigem Abwägen der Vor- und Nachteile eigenständig zu fällen.