Allgemeine Gesundheit
>Kein Sinn, kein Spaß, kein Ziel – Pillen oder Therapie?
Kein Sinn, kein Spaß, kein Ziel – Pillen oder Therapie?
Der 1. Oktober ist der europäische Depressionstag
Bevölkerung im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an einer Depression. Doch in den Praxen der niedergelassenen Fachärzte und der Heilpraktiker für Psychotherapie ist die Quote der depressiven Patienten eher niedriger. Lisa Schnelten, Heilpraktikerin für Psychotherapie aus Oldenburg, wundert das nicht: „Zum einen führt eine Depression sozusagen zu einem eingeschränkten Sichtfeld: Es macht alles keinen Sinn mehr, der ,Zug ist abgefahren‘, die ,Messe ist gesungen‘.“ Aus dieser Logik heraus bringe es also auch nichts, sich hilfesuchend an einen Profi zu wenden. „Außerdem gehört eine deutlich ausgeprägte Antriebslosigkeit zu den Symptomen für eine Depression. Da kann schon Einkaufen oder Aufräumen zu viel sein“, weiß die Heilpraktikerin für Psychotherapie. „Das gilt erst Recht für den Gang zum Therapeuten.“ Ohne krankheitsbedingte Fehlzeiten und die verminderte Produktivität erkrankter Mitarbeiter zu berücksichtigen, verursachen Depressionen nach Aussage von Lisa Schnelten in Deutschland Kosten von rund 22 Milliarden Euro – jedes Jahr. „Und es sieht so aus, als würde die Zahl der diagnostizierten Depressionen steigen.“ Warum, darüber streiten die Gelehrten. „Es gibt eindeutig eine genetische Veranlagung. Das heißt aber nicht, dass die angelegte Depression auch ausbrechen muss.“ Unter anderem anhaltender, belastender Stress, Traumata, aber auch Drogenkonsum könnten zu Depressionen führen. Lisa Schnelten: „Fatal ist eine Abwärtsspirale, die sich oft schon beobachten lässt, ehe sich die Depression manifestiert. Spaß und Lebensfreude nehmen ab, soziale Kontakte werden vernachlässigt. Das Schmoren im eigenen Saft und die Selbstbestätigung negativer Erwartungen verstärken die fatale Entwicklung.“ Und die kann tödlich enden: Rund die Hälfte der Menschen, die sich jedes Jahr in Deutschland das Leben nehmen, waren Schätzungen zufolge depressiv. „Eine schwere Depression muss dringend behandelt werden. Zumindest in der ersten Phase der Behandlung kommen meist auch entsprechende Medikamente zum Einsatz“, sagt die Fachfrau. „Bei einem leichteren Verlauf oder im frühen Stadium der Erkrankung lassen sich in der Regel mit einer Therapie, auch ohne medikamentöse Begleitung, gute Erfolge erzielen.“ Dazu sei es aber entscheidend, sich möglichst frühzeitig an einen Fachmann oder eine Fachfrau zu wenden. „Das heißt, wer sich länger als ein paar Wochen mutlos, resigniert oder lustlos fühlt, sollte sich einen Termin beim Profi holen. Danach weiß man, was los ist. Und man ist damit auch schon wieder auf dem Weg ,nach oben‘!“