Schon lange vor der Urlaubssaison werden Reiseziele recherchiert, Angebote und Sehenswürdigkeiten gecheckt, Hotels und Mietwagen gebucht. Auch die Gesundheit sollte dabei eine wichtige Rolle spielen. Das finden auch die Reisemediziner, die kürzlich am Lesertelefon gerne Auskunft gaben. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten: Gibt mein Impfpass Auskunft über Impflücken, die ich vor dem Urlaub schließen sollte | ? |
Dr. Albrecht von Schrader-Beielstein: Der Impfpass ist die wichtigste Grundlage, auf der sich vorbeugende Maßnahmen planen lassen. Die von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut empfohlenen Routineimpfungen decken bereits eine Reihe von möglichen Reiserisiken ab, zum Beispiel Tetanus, Diphtherie, Hepatitis B oder Polio. Zusätzlich sind im Impfpass weitere Schutzimpfungen wie Tollwut, die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Influenza aufgeführt. Um zu wissen, welche Impfung Sie in Abhängigkeit von Ihrem Reiseziel benötigen, nehmen Sie Ihren Impfpass einfach zur reisemedizinischen Beratung mit – idealerweise etwa fünf bis sechs Wochen vor Reisebeginn.
Sieben Tage Mittelmeer-Kreuzfahrt – brauche ich da einen Hepatitis A-Impfschutz | ? |
Prof. Karl-Heinz Herbinger: Unbedingt! Dabei dürften die Ansteckungsrisiken weniger an Bord zu finden sein, sondern vielmehr bei den Landgängen: Eiswürfel in Getränken, Salate, Meeresfrüchte – vor allem Muscheln, aber auch getrocknete Tomaten sowie Speisen und Getränke, bei denen nicht abgekochtes Trinkwasser im Spiel ist.
Wann soll die Hepatitis-Impfung erfolgen | ? |
Dr. von Schrader-Beielstein: Hier muss zwischen Hepatitis A und B unterschieden werden: Gegen Hepatitis A kann notfalls noch am Tag der Abreise geimpft werden. Zwar braucht der Impfstoff 12 bis 15 Tage, bis er zuverlässig schützt, aber die Inkubationszeit ist mit 14 bis 50 Tagen noch länger, sodass Sie auch dann noch auf der sicheren Seite sind. Für den langfristigen Impfschutz sind, je nach Impfstoff, insgesamt zwei oder drei Injektionen erforderlich. Gegen Hepatitis B, die hauptsächlich durch Blut- und Schleimhautkontakt übertragen wird, muss zweimal im Abstand von einem Monat vor der Abreise geimpft werden. Auch hier ist eine weitere Impfung nach sechs Monaten zum Erreichen eines über zehn Jahre andauernden Impfschutzes notwendig.
Stichwort Zecken: Für wen empfiehlt sich eine Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) | ? |
Dr. Wolf Groth: Eine Impfung gegen FSME empfehlen wir bei Aufenthalten oder Urlauben in Gebieten, in denen Zecken dieses Virus in sich tragen. Das gilt insbesondere bei häufigen Aktivitäten in der freien Natur. Eine aktuelle Karte der Verbreitungsgebiete in Deutschland finden Sie beim Robert Koch-Institut unter www.rki.de. Weitere FSME-Regionen sind Österreich, Schweiz, Osteuropa und Südskandinavien, aber auch Gebiete in Asien gehören dazu. Die „Zeckenzeit“ erstreckt sich etwa von März bis Oktober.
Und was hilft gegen die Infektion mit Borrelien | ? |
Dr. Anne Kuhn: Die Borreliose ist im Gegensatz zu der FSME eine Erkrankung, die durch Bakterien verursacht wird und gegen die es bis heute weder eine Impfung noch eine medikamentöse Prophylaxe gibt. Sie kommt weitaus häufiger v or als FSME, weil jede Zecke ansteckend sein kann. Schutz bietet das Tragen von langer Kleidung, geschlossenem Schuhwerk und Strümpfen, die idealerweise auch mit einem permethrinhaltigen Insektenspray imprägniert sind. Freie Hautareale können mit einem DEET-haltigen Insektenspray eingesprüht werden. Kommt es trotzdem zu einem Stich, muss die Zecke schnellstmöglich entfernt werden. Dabei die Zecke nicht drehen oder quetschen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Im Falle einer Infektion kann die Borreliose mit einem Antibiotikum behandelt werden.
Wann ist ein Impfschutz gegen Tollwut sinnvoll | ? |
Dr. Groth: Eine Impfung gegen Tollwut ist in Ländern empfohlen, die Tollwutfälle bei Menschen und Tieren melden. Auf dieser Liste steht Indien ganz oben, aber China und Nepal sowie Länder in Südamerika und Afrika melden ebenfalls Fälle.
Da es gegen Malaria keinen Impfschutz gibt: Was passiert, wenn ich mich trotz Mückenschutz anstecke | ? |
Prof. Herbinger: Zunächst ist entscheidend, dass Sie alle vorbeugenden Maßnahmen ergreifen, also neben dem Mückenschutz auch einen Schutz gegen den Erreger in Form eines Malaria-Medikaments. Dazu sollten Sie sich von einem Reisemediziner individuell beraten lassen. Kommt es dennoch zu einer Infektion, müssen Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Eine Malaria ist mit den richtigen Medikamenten heilbar, muss aber schnellstmöglich behandelt werden. Nur wenn kein Arzt erreichbar ist, können Sie ein Notfallmedikament einnehmen. Lassen Sie sich auch zu dieser notfallmäßigen Selbstbehandlung eingehend beraten!
Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin (BCRT)
www.bcrt.de
Fit for Travel
www.fit-for-travel.de
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
www.impfen-info.de