Immobilienbewertung und -begutachtung sind immer wieder ein Thema. Der Wunsch nach einem Kauf von eigenen vier Wänden, der Investition in eine Kapitalanlage oder aber auch der Verkauf des Hauses oder der Wohnung aufgrund von Veränderung der Lebensumstände führen dazu, dass man sich mit dem Wert eines Objektes auseinandersetzen sollte. Michael MÜller

In Zeiten der Digitalisierung gibt es jede Menge Onlineportale zur Immobilienbewertung. Sie sprießen förmlich aus dem (Werbe-)Boden. Es müssen nur einige Daten in die vorgegebene Maske eingegeben werden und schon erhält man einen ungefähren Wert des betreffenden Objektes. Wozu also einen Gutachter bestellen, wenn es doch vermeintlich kostenneutral und so schnell und bequem von zuhause aus geht.

Die Bewertungsportale versuchen mit ihren vermeintlich kostenfreien Angeboten Gewinne zu erzielen: Durch den Verkauf der abgefragten persönlichen Daten, die Vermittlung dieser an Dritte und durch Werbung. Eine umfassende Expertise und Fachkenntnis fehlen hier. Deswegen sollte der Weg – spätestens nach der Onlinebewertung – zu einem realen Gutachter führen, der dem Eigentümer oder Kaufinteressenten objektiv den echten und marktgerechten Wert der Immobilie ermittelt.

Bei sogenannten Verkehrswertgutachten richtet sich der Sachverständige nach den gesetzlichen Vorgaben und anerkannten Grundsätzen.

Anhand eines Verkehrswertgutachten kann festgestellt werden, ob der angebotene Kaufpreis der Immobilie angemessen ist und welche Sanierungsmaßnahmen in Zukunft auf den Eigentümer zukommen. Auch hinsichtlich der Kaufpreisverhandlung und einer anstehenden Finanzierung hat man mit einem Verkehrswertgutachten eine sachliche Grundlage und bei gerichtlichen Auseinandersetzungen, wie z. B. bei Erbangelegenheiten, Scheidungen, auch eine gerichtsfeste Grundlage.

Ein Experten-Gutachten steigert außerdem die Erfolgsaussichten bei der Vermarktung einer Immobilie. Der Kaufinteressent bekommt Transparenz und Sicherheit.

Wenn Immobilien oder ein Grundstück Bestandteil einer Erbschaft sind, bittet das Finanzamt die Erben über die Erbschaftssteuer zur Kasse. Die Höhe der zu zahlenden Steuer richtet sich nach dem Verkehrswert (Marktwert) der übertragenen Immobilie oder Grundstücks. Die Ermittlung des Wertes wird vom Finanzamt anhand eines einfachen Standardverfahrens vorgenommen. Meistens ist der so pauschal vom Finanzamt ermittelte Verkehrswert deutlich höher als der tatsächliche. Damit fällt auch die fällige Steuer höher aus als notwendig. Auch hier hilft der Gutachter. Die Gebühren für seine Tätigkeit sind eine lohnende Investition.

Grundsätzlich sollte ein sachverständiger Gutachter viel Erfahrung haben und als Experte zertifiziert sein. Nur dann kann er regionale Marktkenntnisse, die Besonderheiten der Immobilie und die gesetzlichen Vorgaben in Einklang bringen. Automatisierte Algorithmen in Bewertungsprogrammen im Internet können möglicherweise einen ersten Hinweis auf den zu erzielenden Preis des Objektes errechnen, den echten Wert einer jeden Immobilie erzielt aber nur der Gutachter, sprich der Mensch! Derjenige, der das Haus, die Wohnung oder das Grundstück gesehen hat und die Umgebung kennt. Eben derjenige, mit dem der Kaufinteressent oder Eigentümer am Ende im persönlichen Gespräch auf Augenhöhe Fragen klären und Sachverhalte nachvollziehen kann.

Letztlich geht es um das eigene, vielleicht ehemalige oder das zukünftige Zuhause. Und es geht um Investition, Wert, Gewinn oder Verlust. Hier sollte nur ein kompetenter Partner mit Expertise agieren. Das Internet kann letztlich viel, aber Menschlichkeit und Erfahrung nicht ersetzen.