Megatrends kennen und gezielt nutzen
Übertragen auf die Geschäftswelt heißt dies: Megatrends sind durch ihre langfristig beobachtbare Entwicklung relativ gut kalkulierbar und bewirken in der Regel nicht, dass Märkte sich von heute auf morgen komplett wandeln. Unternehmer, die sich regelmäßig mit der Wirkung von Megatrends auseinandersetzen, können diese zu ihrem Vorteil nutzen. Megatrend: Wandel der Geschlechterrollen (Female Shift) Durch die Auflösung der traditionellen Rollenverteilung der Geschlechter finden sowohl im Berufs- als auch im Privatleben von Männern und Frauen signifikante Veränderungen statt. Frauen fokussieren sich verstärkt auf die Karriere, während Männer zunehmend ihr Recht auf Zeit mit der Familie einfordern. Der Megatrend des Female Shift ist heute bereits allgegenwärtig und wird unsere Gesellschaft auch in den kommenden Jahrzehnten prägen. Megatrend: Wandel der Arbeitswelt (New Work) Unsere heutige Gesellschaft durchlebt den Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. Damit einhergehend verändern sich zwangsläufig auch Unternehmensstrukturen und die Bedeutung von Arbeitsräumen. Die Kreativität der Mitarbeiter spielt für die zunehmende Service- und Informationsorientierung der Unternehmen eine tragende Rolle. Um diese Kreativität zu fördern, schaffen Arbeitgeber Räume für eine angemessene Work-Life-Balance. In der Folge verschwimmen die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben, so dass die Mitarbeiter zunehmend selbstständig agieren, auch wenn diese fest angestellt sind. Dies sind nur zwei Beispiele von Megatrends, die seit mehreren Jahren in den Medien kursieren und hinlänglich bekannt sind. Spannend ist in diesem Zusammenhang die konkrete Frage: Was bedeutet dies für ein Unternehmen, das nachhaltig erfolgreich sein will? Die Vorstellung einiger mittelständischer Unternehmer, dass Frauen in kaufmännischen Positionen besser aufgehoben sind als z.B. in handwerklichen oder produktionsnahen, ist überholt. Insbesondere die Branchen mit hohem Fachkräftemangel und zunehmendem Personalbedarf müssen zukünftig vermehrt Anreize für Frauen in ihren Betrieben und Ausbildungsstätten schaffen, um diese für sich zu gewinnen. Ein Blick auf die Statistik der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahre 2014 unterstreicht diesen Handlungsbedarf. Die Entwicklung der weiblichen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten von 2004 bis 2014 weist sowohl absolut als auch relativ ein größeres Plus als bei den Männern auf. Zukünftige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden anders sein als die heutigen. Das Bewusstsein über diese Tatsache ist von besonderer Bedeutung für Unternehmer. Der Wandel, der sich in den Köpfen der Arbeitnehmer bereits vollzieht, ist in vielen Köpfen der Arbeitgeber noch nicht angekommen. Für den nachhaltigen Unternehmenserfolg kann dies erhebliche Risiken bergen. Häufig sind sich Führungskräfte der Relevanz von Megatrends und der möglichen Auswirkungen von gesellschaftlichen Veränderungen nicht bewusst oder beschäftigen sich nicht proaktiv damit. Die Empfehlung lautet daher, sich in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit den Mitarbeitern die Frage zu stellen: Wie sieht unser Unternehmen in fünf, zehn oder zwanzig Jahren aus? Mit welchem Marktumfeld sehen wir uns konfrontiert und wie werden sich unsere Produkte und Vertriebswege verändert haben? Wichtig ist, dass in einer solchen Gesprächsrunde Mitarbeiter aus verschiedenen Unternehmensbereichen vertreten sind, und jeder das aussprechen darf, was er denkt. Aus diesen mehrperspektivischen Diskussionen, die das Know-how im Unternehmen bündeln, lassen sich Zukunftsstrategien zur erfolgreichen Begegnung mit den Megatrends ableiten. Letztendlich trägt das Vorhandensein einer langfristigen Strategie dazu bei, dass Unternehmer ruhiger schlafen, denn – wie der Wissenschaftler Roy Baumeister herausfand – komplexe Aufgaben bereiten uns Menschen nur so lange Kopfzerbrechen, bis wir einen Plan zur Bewältigung haben. Autoren des Beitrags: Jan Handzlik und Hamed Omumi, comes Unternehmensberatung, Oldenburg