Den Teufelskreis durchbrechen
Thema „Krankheit und Schulden“ steht im Mittelpunkt
Der Zusammenhang zwischen Krankheit und Schulden, so Schuldnerberaterin Hildegard Klose von der Insolvenz- und Schuldnerberatung Varel, Mitglied im Paritätischen Niedersachsen e.V., zeige sich in verschiedenen Zusammenhängen. Zum einen haben überschuldete und einkommensarme Menschen ein höheres Risiko zu erkranken, sowohl an körperlichen als auch an psychischen Leiden. Andererseits zeigt die bundesweite Statistik, dass Unfälle, Erkrankungen oder Sucht mittlerweile bei jedem zehnten Fall Grund der Überschuldung sind. Dies wirke immer problemverschärfend, da dann auch die eigene Handlungsfähigkeit angegriffen sei, was seriöse Studien eindeutig darstellen. Diese Studien zeigen aber auch, dass die soziale Schuldnerberatung einen stabilisierenden und gesundheitsfördernden Einfluss auf die Betroffenen habe. Ein weiteres Problem sei, so Klose, dass bei Beitragsrückständen bei der gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung die Versicherten keinen Anspruch auf die kompletten Leistungen ihrer Versicherungen haben. Es würde nur noch eine sogenannte Notfallversorgung erbracht. Weitergehende notwendige Behandlungen würden nicht durchgeführt werden, da es hier keine Kostenübernahme gäbe. Hier könne nicht mehr von einer bedarfsgerechten, sinnvollen medizinischen Versorgung gesprochen werden. Die Wohlfahrts- und Fachverbände fordern, so die Beraterin, den freien und kostenlosen Zugang aller Ratsuchenden zur Schuldnerberatung, die daher auch finanziell abgesichert sein müsse. Auch wird der Gesetzgeber aufgefordert, eine praktikable Lösung zu finden, damit Betroffene trotz bestehender Beitragsrückstände sowohl in der gesetzlichen wie auch in der privaten Krankenversicherung Zugang zum Leistungsumfang der Regelversorgung erhalten können. Ebenso müsse ein bezahlbarer Zugang für Kleinselbstständige mit geringem Einkommen in der gesetzlichen Krankenversicherung geschaffen werden. Prävention und Vorsorge sollte hier zielgruppenspezifisch ausgebaut und finanziert werden. Klose verdeutlichte noch ein weiteres Gesundheitsproblem, dass bei der Betrachtung häufig unter den Tisch falle. Ihre Kolleginnen und Kollegen arbeiten bundesweit im Beratungsalltag in einem stark emotional geprägten Umfeld. Der ständige Konflikt zwischen dem sozialarbeiterisch Notwendigen einerseits und den finanziellen Rahmenbedingungen andererseits sei enorm belastend. Der Krankenstand in der Beratungslandschaft sei hoch. Hier gelte es auf jeden Fall unterstützende Maßnahmen wie Supervision sicherzustellen und zu finanzieren. Autor des Beitrages: